Was gestern war & Begierde und Betrug by Lisa Jackson

Was gestern war & Begierde und Betrug by Lisa Jackson

Autor:Lisa Jackson [Jackson, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
veröffentlicht: 2014-10-18T22:00:00+00:00


4. KAPITEL

An Schlaf war nicht zu denken, und die Nacht wollte kein Ende nehmen. Maren versuchte zur Ruhe zu kommen, doch das Bild von Kyle mit seinen dunkelgrauen grüblerischen Augen wollte nicht weichen, und auch das Gefühl seiner warmen zärtlichen Finger auf ihrer Haut ging ihr nicht aus dem Sinn. Wie ihr Körper auf ihn reagiert hatte, wunderte sie selbst; eigentlich hatte sie angenommen, ihr Verlangen liege so tief verborgen, dass es sich nie wieder melden würde. Quälende Erinnerungen an einen anderen Mann drängten ihre erregenden Träumereien beiseite. Sie ließen sie nie los, jene schmerzhaften Gedanken an Brandon, ihren Exmann, an den sie hoffnungslos gebunden war. Ob sie wohl jemals von ihm loskommen würde?

Obschon sie inzwischen seit immerhin drei Jahren rechtskräftig geschieden waren, machten Maren die Narben, die ihre kurze, leidenschaftliche Ehe hinterlassen hatten, nach wie vor zu schaffen. Die Verbindung war gescheitert, weil Brandon einer von jenen Männern war, die sich mit den Einschränkungen einer monogamen Beziehung einfach nicht abfinden konnten, während Maren ihrerseits die quälende Frage, wer ihrem Mann wohl gerade das Bett wärmte, auf Dauer unerträglich fand. Insofern hatte sie angenommen, die Scheidung würde eine Art Befreiung von ihm bringen. Aber dem war nicht so. Eine Beziehung wie die ihre ließ sich nicht ohne Weiteres beenden, und wenngleich beide wussten, dass es ein Fehler war, hatten sie sogar einmal erwogen, sich zu versöhnen.

Das Skiwochenende in Heavenly Valley hatte Marens Leben dann endgültig umgekrempelt. Mit Leib und Seele Leistungssportler, glaubte Brandon anscheinend, er müsse auch an den Hängen sein Können unter Beweis stellen, indem er sich mit halsbrecherischem Tempo die gefährlichsten Abfahrten hinunterstürzte. Halb gelähmt vor Angst und machtlos musste Maren mit ansehen, wie er sich immer mehr abverlangte und bis an die Grenzen forderte, ohne darauf zu achten, dass seine Kräfte allmählich erlahmten. Die letzte tollkühne Schussfahrt endete tragisch. Maren sah, wie es ihm die Bretter wegriss und er im hohen Bogen auf die vereiste Piste krachte, auf der er noch ein Stück weiterrutschte, bis er schließlich mit grotesk verrenkten Gliedern liegen blieb. Der Sturz hätte eigentlich tödlich sein müssen, doch Brandon überlebte. Es war Marens gellenden Hilfeschreien zu verdanken, dass ein Rettungsteam binnen Minuten zur Stelle war. Mit knapper Not kam Brandon durch, konnte jedoch fortan die Beine nur noch eingeschränkt bewegen.

Bei der Erinnerung überlief Maren ein solches Frösteln, dass sie sich die Bettdecke bis unters Kinn zog. Sie erinnerte sich noch an die sterile Atmosphäre der Notaufnahme, an die kalte würgende Angst, die sie ergriff, als ihr bewusst wurde, dass Brandon möglicherweise nie wieder richtig würde laufen können. Die Arzte hatten zwar wenig optimistisch gewirkt, waren dafür aber umso beharrlicher. Wäre nicht eine ganze Serie von kostspieligen Operationen erfolgt – Brandon säße wohl heute im Rollstuhl. So aber konnte er immerhin gehen, wenn auch nicht schmerzfrei und nur mithilfe eines Stützkorsetts. Sein Orthopäde sah gute Chancen für eine völlige Wiederherstellung, vorausgesetzt, es gelang Brandon, das emotionale Trauma des Unfalls zu verarbeiten. Jener grauenhafte Sturz hatte ihn nicht nur seine Gesundheit gekostet, sondern auch seine Karriere als Tennisprofi, und sein männliches Selbstverständnis war stark angekratzt.



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