Vor Jahr und Tag by Linda Howard

Vor Jahr und Tag by Linda Howard

Autor:Linda Howard [Howard, Linda]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
veröffentlicht: 2014-01-23T23:00:00+00:00


11

Den Koffer mühsam hinter sich her zerrend, schloß Karen die Tür zu ihrem Apartment auf. Grimmig und ohne einen Blick auf den Anrufbeantworter zu werfen, weil sie wußte, daß das rote Lichtlein wie ein Warnsignal blinken würde, schleppte sie sich ins Schlafzimmer und packte erst einmal alles aus. Sie nahm sich Zeit dafür, hängte die unbenutzten Sachen in den Schrank zurück und machte aus dem Rest zwei Haufen, einen für die Waschmaschine, den anderen für die Reinigung.

Sie goß ihre Pflanzen, steckte die Wäsche in die Waschmaschine und rief dann ihre Oberschwester an.

»Judy, hi, hier ist Karen. Ich bin wieder da und kann heute abend zur Arbeit kommen, falls du mich brauchst.«

»Falls ich dich brauche?« ächzte Judy Camliffe zutiefst erleichtert. »Marletta fehlt schon seit zwei Tagen wegen ’ner Halsentzündung, und heute hat sich Ashley auch noch krank gemeldet.«

»Was fehlt ihr denn?«

»Sie hat den braunen Schnupfen«, das war ihr Codewort für Durchfall, »ja, ich brauche dich. Die Frage ist, kannst du so schnell wieder arbeiten? Ich komm schon irgendwie zurecht heute abend, falls du noch einen Tag brauchst.«

»Danke«, sagte Karen und meinte es auch so. Judy stand unter einem enormen Druck, um ihre Station am Laufen zu halten, da ihr immer weniger Schwestern zur Verfügung standen, denn auch das Krankenhaus litt unter Personalkürzungen. Vor fünf Jahren waren es noch zwölf examinierte Krankenschwestern auf der chirurgischen Station, vier pro Schicht. Jetzt gab es gerade noch acht, die Judy irgendwie auf drei Schichten verteilen mußte, bei zwei freien Tagen pro Woche für jede Schwester. Es gab Nächte, in denen nur eine Stationsschwester im Dienst war. Man munkelte, daß sie noch vor Jahresende auf Zwölf-Stunden-Schichten umsteigen müßten. »Aber es geht mir gut; die Beerdigung war gestern, und ich bin heute früh wieder hier angekommen.«

»Wirklich? Ich hab die Todesanzeigen überflogen, aber nichts gefunden.«

»Ich habe ihn in Louisiana begraben lassen. Ich hatte keine Grabstelle hier für ihn, und einer der Detectives schlug vor, ihn vorläufig dort zu begraben. Mom hätte sicher an seiner Seite begraben werden wollen, aber neben ihr ist kein Platz mehr, also muß ich mir eine andere Grabstelle suchen und beide verlegen lassen -« Ihre Stimme verklang. Sie war ein wenig überrascht über sich selbst. Sie mochte Judy, ja betrachtete sie als eine Freundin, aber es war so gar nicht ihre Gewohnheit, mit anderen über ihre Privatprobleme zu sprechen, nicht mal mit Piper, und die war ihre engste Freundin. Aber offenbar brachte sie die bloße Erwähnung von Marc schon so durcheinander, daß sie nicht mehr richtig denken konnte; ihr Herzschlag legte den Renngang ein, ihr Magen zog sich zusammen, ihre Brüste verhärteten sich, und ihr Mund wurde wässrig. Eine Mischung aus Panik und sexueller Erregung lautete ihre Diagnose, genau dieselben Symptome, mit denen sie heute morgen in seinem Bett aufgewacht war.

»Mensch, das ist ganz schön hart«, bemerkte Judy mitfühlend. »Ah, es tut mir leid, daß ich dich danach fragen muß, aber hast du vielleicht eine Kopie der Todesurkunde oder einen Ausschnitt der Todesanzeige aus einer der Zeitungen von New Orleans? Eins davon bräuchte ich, damit du für die zwei Tage Sonderurlaub deinen Lohn kriegst.



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