Verzweifeltes Begehren (German Edition) by Minden Inka Loreen

Verzweifeltes Begehren (German Edition) by Minden Inka Loreen

Autor:Minden, Inka Loreen [Minden, Inka Loreen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Club der Sinne
veröffentlicht: 2011-05-08T22:00:00+00:00


Es war ein wunderschöner, milder Frühlingstag, der Himmel erstrahlte in einem tiefen Blau und die Vögel sangen vergnügt. John stand etwas abseits von Marys Grab auf seinen Stock gestützt und beobachtete Adam, der einen Strauß roter Rosen auf den marmornen Stein legte. John hatte von Marys Tod in der Zeitung gelesen und wollte trotz des Streits dem ehemaligen Freund seinen Respekt erweisen.

Selbst von hier hinten erkannte John die dunklen Ringe unter Adams faszinierenden Augen. Du fehlst mir so sehr, alter Freund. Familienangehörige, Bekannte und Patienten waren gekommen, worauf es eine Zeit lang dauerte, bis Adam jedem die Hand geschüttelt hatte. Wie gerne möchte ich dich in den Arm nehmen, um dich zu trösten. John konnte Adams Trauer förmlich greifen.

Die kalten, grauen Wintermonate waren die längste Zeit in Johns Leben gewesen. Er hatte sich unendlich nach Adam gesehnt und ihm sogar einen ganzen Stapel Briefe geschrieben, die er allerdings nie abgeschickt hatte. Wenn Adam wüsste, wie sehr er mein Herz gefangen hält. Kein anderer Mensch hat das je vermocht. Endlich hatte John die Liebe seines Lebens gefunden, doch so, wie es schien, wollte Adam kein Teil seines Lebens werden.

Plötzlich stand Adam alleine vor dem Grab. Soll ich zu ihm gehen? John kam ein paar Schritte näher, blieb jedoch stehen, als Adam aufsah und ihm direkt in die Augen blickte. Bitte geh nicht, flehte John in Gedanken.

Während sie sich einfach nur anstarrten, durchströmte ein Ziehen Johns Brust, das immer stärker wurde. Ich liebe dich so sehr, Adam. Das wurde ihm umso deutlicher bewusst, je länger er seinen Freund betrachtete.

John ist hier!, schoss es Adam durch den Kopf. Im ersten Moment wollte er davonlaufen, doch sein Anstand verbot es ihm. John trug einen langen Mantel und einen Zylinder, unter dem sein goldenes Haar hervorblitzte. Er wirkte sehr stattlich mit seinen breiten Schultern und dem glänzenden Gehstock, worauf Adam wieder bewusst wurde, wie attraktiv er diesen Mann fand. Johns helle Augen bohrten sich beinahe anklagend in ihn. Er sieht traurig aus. Wir sind beide nicht glücklich mit unserem Leben. Ein Stechen durchzuckte seine Eingeweide. Ich könnte das ändern. Wir könnten miteinander glücklich sein, wenn ich es zulassen würde.

Als sich John in Bewegung setzte, erkannte Adam, dass er nicht mehr so stark humpelte, doch es war nicht zu übersehen, dass der Adlige noch Schmerzen hatte. Ich habe ihn im Stich gelassen.

Abermals durchdrangen ihn die schrecklichen Erlebnisse der letzten Wochen: Marys grausames Dahinsiechen hatte ihn hart an die Grenzen gebracht. Wie sehr ich mir gewünscht habe, mich bei dir auszuweinen, alter Freund. Aber Adam wusste, dass ihre Liebe keine Zukunft hatte. Sie war etwas Verbotenes und konnte sie beide zerstören. Deshalb machte er auf dem Absatz kehrt und eilte davon.

„Adam!“, hörte er die vertraute Stimme rufen. „So warte doch!“

Blind ob seiner mit Tränen gefüllten Augen eilte Adam auf seinen Phaeton zu. Die kleine offene Herrenkutsche stand am Rand des Friedhofs, und Adam hatte sie bald erreicht, doch er stieg nicht auf. Er konnte es nicht.

„Adam!“ John war ihm nachgekommen und stand nun schnell atmend hinter ihm, und Adam konnte beinahe seine Körperwärme im Rücken fühlen.



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