Vergessene Zukunft by Arthur C. Clarke

Vergessene Zukunft by Arthur C. Clarke

Autor:Arthur C. Clarke
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Science Fiction
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2011-11-15T23:00:00+00:00


Das Duplikat

»Du siehst also«, schloß Alwin seine lange Rede, »daß er meine Befehle ausführt, ganz gleich, wie kompliziert sie sind. Aber sobald ich ihn nach seinem Ursprung frage, wird er stur und gibt keine Antwort.«

Der Roboter hing bewegungslos über dem Haupt-Assoziator und seine Kristall-Linsen glitzerten in dem silbernen Licht wie Juwelen. Rorden hatte in seinem langen Leben viele Roboter gesehen, aber noch nie einen, der der vieläugigen Maschine ähnelte, die Alwin mitgebracht hatte. Der Archivar war fest davon überzeugt, daß er nicht von menschlicher Hand konstruiert sein konnte. Daß die Persönlichkeit des Meisters die Jahrhunderte überlebt hatte, war bei derart ewigen Dienern durchaus möglich.

Alwins Rückkehr hatte so viele Probleme mit sich gebracht, daß Rorden kaum daran zu denken wagte. Selbst für ihn war es nicht leicht gewesen, die Existenz von Lys zu akzeptieren. Wie jedoch Diaspar darauf reagieren würde, war nicht vorauszusagen. Rorden konnte nur hoffen, daß die unvorstellbare Trägheit, die die ganze City beherrschte, den größten Teil des Schocks abfangen würde. Möglicherweise würden Jahre vergehen, bis alle Bewohner von Diaspar begriffen hatten, daß sie nicht die einzigen Bewohner der Erde waren.

Wenn jedoch Alwin seinen Kopf durchsetzen würde, dann würde alles viel schneller gehen. Es gab Momente, in denen Rorden bedauerte, daß der Plan der schönen Frau von Lys fehlgeschlagen war. Es wäre alles so viel einfacher gewesen. Das Problem war überwältigend, und zum zweiten Male in seinem Leben wußte Rorden nicht, welchen Weg er einschlagen sollte. Hinzu kam, daß man nie wissen konnte, wie oft einen Alwin noch in ein solches Dilemma bringen konnte.

Bei dem Gedanken stahl sich ein bitteres Lächeln auf Rordens Gesicht. Es war letztlich völlig egal: der Knabe würde ja doch tun was er wollte.

Bisher kannten nur an die zwölf Menschen – Alwins Familie ausgeschlossen – die Wahrheit. Seine Eltern, mit denen er mittlerweile herzlich wenig gemein hatte und die er oft wochenlang nicht sah, schienen immer noch der Meinung zu sein, daß er lediglich die Außenmauern der City verlassen hatte. Jeserac war der einzige, der entsetzt gewesen war und sich so heftig mit Rorden gestritten hatte, daß die beiden Männer nicht mehr miteinander sprachen.

Alwin, der den Streit schon lange hatte kommen sehen, konnte sich vorstellen, was der eine dem anderen vorgeworfen hatte, aber zu seiner großen Enttäuschung erfuhr er von beiden keine Einzelheiten über die Auseinandersetzung.

Irgendwann würde sich Alwin damit befassen müssen, Diaspar über die Wahrheit aufzuklären, aber im Moment hatte er keine Zeit dazu. Der Roboter nahm ihn voll in Anspruch. Er hatte das Gefühl – und Rorden war inzwischen einer Meinung mit ihm –, daß er in Shalmirane nur einen Bruchteil dessen erfahren hatte, was wirklich gewesen war. Anfangs war Rorden skeptisch gewesen und hatte geglaubt, daß die Großen nichts anderes waren als eine weitere der unzähligen religiösen Mythen, die die Welt von damals gekannt hatte. Nur der Roboter kannte die Wahrheit, aber er hatte den Fragen von Millionen von Jahrhunderten widerstanden und war auch jetzt nicht zu erweichen.

»Die Hauptschwierigkeit besteht darin«, sagte Rorden, »daß es in unserer Welt keine Ingenieure mehr gibt.«

Alwin sah den Archivar fragend an.



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