Ufer von Morgen by Robert Silverberg

Ufer von Morgen by Robert Silverberg

Autor:Robert Silverberg [Silverberg, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-23T16:00:00+00:00


Die stumme Kolonie

Skrid, Emerak und Ullowa trieben durch die dunkle Nacht des Raumes und suchten die Welten, die unter ihnen vorbeiglitten, nach Anzeichen ihrer eigenen Art ab. Sie waren wie alle Bewohner der neunten Welt zwangsläufig vom Wandertrieb gepackt worden. Seit Ewigkeiten trieben sie schon durch den Raum. Die Zeit ist kein Hindernis für die Unsterblichen, und sie hatten Geduld bei ihrer Suche.

»Ich glaube, ich spüre etwas«, sagte Emerak. »Die dritte Welt sendet Lebenszeichen aus.«

Sie hatten die blühenden Städte der achten Welt besucht, die sich abmühenden Kolonien der siebten, und der erfahrene Skrid hatte sie zu den wenig bekannten Siedlungen auf den Monden der riesigen fünften Welt geführt. Doch jetzt waren sie weit von der Heimat entfernt.

»Junge, du hast unrecht«, sagte Skrid. »Auf einem Planeten, der der Sonne so nahe steht wie die dritte Welt, kann es kein Leben geben. Denk nur, wie warm es dort ist.«

Emerak wurde vor Zorn leuchtend weiß. »Kannst du das Leben da unten nicht spüren? Viel ist nicht davon da, aber doch etwas. Vielleicht bist du zu alt, Skrid.«

Skrid überging die Beleidigung. »Ich denke, wir sollten umkehren. Wir begeben uns in Gefahr, wenn wir uns der Sonne so weit nähern. Wir haben genug gesehen.«

»Nein, Skrid, ich stelle Leben da unten fest«, erklärte Emerak zornig. »Und nur weil du der Führer unserer Dreiergruppe bist, bedeutet das noch lange nicht, daß du alles weißt. Es liegt nur daran, daß deine Gestalt komplizierter als unsere ist, und es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis –«

»Ruhig, Emerak.« Das war die sanfte Stimme Ullowas. »Skrid, ich glaube, der Hitzkopf hat recht. Ich empfange auch schwache Eindrücke von der dritten Welt. Vielleicht gibt es dort primitive Formen des Lebens, die am Anfang der Entwicklung stehen. Wir werden es uns nie verzeihen, wenn wir jetzt umkehren.«

»Aber die Sonne, Ullowa, die Sonne! Wenn wir ihr zu nahe kommen –« Skrid verstummte, und die drei trieben durch die Leere. Nach einiger Zeit sagte er: »Na gut, sehen wir nach.«

Die drei änderten ihre Richtung und strebten der dritten Welt zu. Auf spiralförmiger Bahn zogen sie langsam durch den Raum, bis der Planet wie eine gefleckte Kugel vor ihnen hing.

Unsichtbar schlüpften sie in seine Atmosphäre und trieben sanft auf den Planeten hinab. Sie hielten gespannt Ausschau nach Zeichen von Leben, und als sie näher kamen, wurden die Lebensschwingungen stärker. Emerak rief hämisch, Skrid solle eben öfter auf ihn hören. Sie wußten jetzt ohne jeden Zweifel, daß ihre Art von Leben diesen Planeten bewohnte.

»Hörst du das, Skrid? Hör genau hin, Alter.«

»Schon gut, Emerak«, sagte das ältere Wesen, »du hast bewiesen, daß du recht hattest. Ich habe nie behauptet, ich sei unfehlbar.«

»Es kommen sehr seltsame gedankliche Formen herauf, Skrid. Hör sie dir an. Die da unten haben keinen Geist«, sagte Ullowa. »Sie denken nicht.«

»Herrlich!« frohlockte Skrid. »Wir können ihnen die Zivilisation bringen und sie auf unsere Höhe heben. Das sollte nicht schwer sein, wenn wir Zeit haben.«

»Ja«, meinte Ullowa, »die sind so geistlos, daß sie wie Wachs in unseren Händen sein werden. Wir wollen den Planeten ›Skrids Kolonie‹ nennen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.