Total allergisch – na und? by Daniela Halm

Total allergisch – na und? by Daniela Halm

Autor:Daniela Halm
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783662572726
Herausgeber: Springer Berlin Heidelberg


Anaphylaxie: Körper im Ausnahmezustand

Doch was macht die Anaphylaxie so gefährlich? Im Unterschied zu einer herkömmlichen allergischen Reaktion verläuft sie nicht nur viel schwerer, sondern es können verschiedene Organsysteme betroffen sein, zum Beispiel Haut und Atemwege oder Magen-Darm-Trakt und das Herz-Kreislauf-System. Kinder und Jugendliche reagieren bei Anaphylaxien am häufigsten über die Haut (92 %) oder die Atemwege (74 %). Erst danach folgen Beschwerden am Magen- und Darmbereich oder am Herz-Kreislauf-System.

Problematisch ist, dass eine Anaphylaxie sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann und die Schwere der Reaktion nicht vorhersagbar ist. Sie kann spontan aufhören, aber auch schnell lebensbedrohlich werden. Zunächst harmlos erscheinende Beschwerden können sich zu einem Schock entwickeln. Daher ist es wichtig, bei den ersten Anzeichen zu handeln. Ein höheres Risiko für eine schwere Anaphylaxie haben Lebensmittelallergiker, die zusätzlich Asthmatiker sind. Körperliche Anstrengung kann einen allergischen Schock verstärken oder sogar erst auslösen. Das gilt auch für Infekte, Stress und Alkohol oder bestimmte Medikamente wie Betablocker bei Bluthochdruck.

Im Prinzip entsteht ein anaphylaktischer Schock nach den gleichen Regeln wie eine Allergie, nur als extreme Variante. Auch hier erkennt der Antikörper, das Immunglobulin E, den vermeintlich gefährlichen Eindringling. Um ihn zu bekämpfen, schüttet die mit IgE-Antikörpern bestückte Mastzelle vor allem den Botenstoff Histamin aus, der eine zentrale Rolle bei anaphylaktischen Reaktionen spielt. Er wird dann in sehr großen Mengen freigesetzt, da der Körper das Allergen, mit dem er in Berührung gekommen ist, als besonders bedrohlich und unverträglich einstuft.

Die Wände der Blutgefäße sind beim anaphylaktischen Schock durchlässiger, die Gefäße weiten sich, und es kann Flüssigkeit durch die Gefäßwände austreten, dadurch sinkt der Blutdruck. So können lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge und Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden, Kreislaufprobleme sind die Folge, der Puls wird flach. Um den Blutdruck wieder zu erhöhen, schüttet der Körper Adrenalin aus, der Herzschlag wird schneller. Nun konzentriert sich alles auf die Körpermitte, die wird verstärkt durchblutet, damit Herz und Hirn mit Sauerstoff versorgt werden. Die kleinen Blutgefäße werden enger gestellt, die glatte Muskulatur, die auch in den Bronchien vorkommt, zieht sich zusammen, das führt zur Verengung von Atemwegen und Atemnot, Panik ist die Folge. Durch die massive Freisetzung des Histamins und anderer Substanzen gelangt Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in das Gewebe, es kommt zum Flüssigkeitsmangel, die Organe sind unterversorgt, der Herz-Kreislauf-Stillstand setzt ein.

Trotz dieser gefährlichen Reaktion wird der Adrenalininjektor nur sehr zurückhaltend verwendet. Am häufigsten bekommen Kinder und Jugendliche Antihistaminika und Kortison verabreicht.17 Sie werden in fast 70 % der Fälle gegeben, der Pen dagegen nur in 18 %. Das zeigt, wie notwendig es ist, Familien, Betreuer, Erzieher oder Lehrer zu schulen. Die Anwendung des Notfall-Pens sollte nicht nur einmal erklärt werden.



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