Tod im Staub by Brian W. Aldiss

Tod im Staub by Brian W. Aldiss

Autor:Brian W. Aldiss
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2010-12-29T23:00:00+00:00


7

Unermeßlichkeit. Das ist ein Bestandteil meiner Illusion, und es bereitet mir Mühe, für dieses Gefühl Worte zu finden. Selbst die kurze Zeit, die ich zwischen Wüste und Meer entlangtrottete, auf der Suche nach der Geborgenheit einer Stadt, war ich mir der Unermeßlichkeit von Wüste und Meer bewußt. Ich wußte, daß diese beiden großen Schöpfungen im Gefüge unseres Planeten eine grundlegende Rolle spielten - eine Tatsache, über die der Mensch niemals wirklich nachgedacht hat, weil sie ihm fremd ist.

Auch die Gestalt symbolisierte für mich einen immerwährenden, unermeßlichen Vorgang, der mich unmittelbar betraf und doch unergründlich war. Wenn jenes Phantom nur ein Produkt meiner eigenen Phantasie war, so bereitete mir die Vorstellung, daß sich auch in der Welt meines Unterbewußtseins ständig unbekannte und unerkennbare Prozesse abspielten, Unbehagen.

Ich glaubte, ein Echo dieses Unbehagens zu vernehmen, als ich die fremde Frau vor mir sah - oder zumindest dachte ich, es sei ein Echo, obwohl ich mich genausogut täuschen konnte, wie jene, die da glauben, das Meeresrauschen in einer Muschel hören zu können, wo es in Wirklichkeit nur das Pulsieren ihres eigenen Blutes ist. Aber als ich das zarte, blasse Gesicht vor mir sah, war mein erster Gedanke, daß mir in dieser Sekunde ein flüchtiger Blick auf die geheimnisvollen Kräfte vergönnt war, die unser Leben bestimmen.

In meinem tranceähnlichen Zustand war ich nicht fähig, ihre ersten Worte klar zu begreifen: »Sie sind also einer von den Banditen, die für Vanderhoot arbeiten.«

Mein Verstand war stumpf, nicht in der Lage zu reagieren.

»Wer sind Sie?« fragte ich.

»Hat Israt es Ihnen nicht gesagt? Oder wissen Sie es wirklich nicht?«

»Ich habe hier noch nichts erfahren, außer daß es in Walvis Bay Diebe und Gangster gibt.«

Sie runzelte die Stirn. »Nach allem, was Israt mir berichtet hat, möchte ich annehmen, daß Sie einiges mehr wissen, als nur das. Sicherlich reicht Ihre Intelligenz aus, um zu begreifen, daß Sie sich nicht retten können, wenn Sie den Unwissenden spielen.«

»Wovor sollte ich mich retten? Ich denke nicht daran, irgend etwas vorzuspielen. Ich habe wirklich keine Ahnung, was in Walvis Bay vorgeht. Bis heute war diese Stadt für mich nur ein Name auf der Landkarte.«

Sie seufzte und machte mit einer ihrer schmalen Hände eine abwehrende Geste.

»Dann behaupten Sie wahrscheinlich auch, daß Sie keinerlei Verbindung mit Vanderhoot haben.«

Der Name bedeutete mir nichts; ich tappte völlig im dunkeln und sagte ihr das auch.

Ihr Mund verzog sich zu einem kalten Lächeln, als sie sagte: »Sie können sich auf allerhand gefaßt machen.«

Sie betrachtete mich ohne jede Anteilnahme; ich hingegen konnte mein Interesse für sie nicht verbergen. Wenn ich tatsächlich in Schwierigkeiten war - über deren Natur ich im Augenblick nicht die leiseste Ahnung hatte -, dann war es diese Frau, die mir helfen konnte. Außerdem war sie faszinierend schön.

Auch ihr Gesicht war von Krankheiten gezeichnet, wie es bei den meisten Menschen in unserer unterernährten Welt der Fall ist, nur daß es wie ein Teil ihrer selbst wirkte. Es war bei ihr ebenso eine geistige Eigenschaft wie ein physisches Merkmal; es verlieh ihr einen Hauch von Geheimnis und geistigem Hunger. Ihre Figur



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