Theologisch- Politischer Traktat by Baruch de Spinoza

Theologisch- Politischer Traktat by Baruch de Spinoza

Autor:Baruch de Spinoza [Spinoza, Baruch de]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Philosophy and Religion, Free Thought
ISBN: 9783787306138
Herausgeber: Meiner
veröffentlicht: 1868-01-01T23:00:00+00:00


Neuntes Kapitel

Weitere Untersuchungen über diese Bücher; nämlich ob Hezra die letzte Hand an sie gelegt, und ob die Randbemerkungen, die sich in mehreren hebräischen Handschriften finden, verschiedene Lesarten gewesen sind.

[142] Wie sehr die vorstehende Untersuchung über den wahren Verfasser dieser Bücher zu deren völligem Verständniss beiträgt, ergiebt sich schon aus den Stellen, die ich zur Rechtfertigung meiner Ansicht angeführt habe, und die ohnedem Jedermann völlig dunkel erscheinen müssten. Indess bleibt neben dem Verfasser noch manches Andere bei diesen Büchern zu beachten, was der gemeinsame Aberglaube der Menge hat übersehen lassen. Dazu gehört vor Allem, dass Hezra, den ich für den Verfasser derselben so lange halten werde, bis mir ein Anderer sicherer nachgewiesen sein wird, an die in diesen Büchern enthaltenen Erzählungen nicht die letzte Hand gelegt hat; vielmehr hat er die Geschichten nur von verschiedenen Schrifstellern gesammelt und oft nur einfach abgeschrieben, aber ohne Prüfung und richtige Ordnung sie der Nachwelt hinterlassen. Welche Gründe, wenn es nicht ein vorzeitiger Tod gewesen, ihn an der Vollendung dieses Werkes in aller Beziehung gehindert haben, vermag ich nicht zu errathen. Allein die Sache selbst ergiebt sich, obgleich uns diese alten Schriftsteller fehlen, doch aus den wenigen Bruchstücken, die wir von ihnen haben, auf das Ueberzeugendste. So ist die Geschichte von Hiskia (2. Könige XVIII. 17 u. f.) dem Bericht des Esaias entnommen, wie dieser sich in den Chroniken der Könige von Juda befindet. Denn man findet diese ganze Geschichte mit denselben Worten, Weniges ausgenommen, in dem Buche des Esaias, was die Chroniken der Könige von Juda enthalten (2. Chronik XXXII. vorletzter Vers), und aus diesen geringen Abweichungen kann man nur abnehmen, dass verschiedene Lesarten von dieser Erzählung des Esaias bestanden haben; sofern nicht Jemand auch hier ein Geheimniss sich erträumen will. Ferner ist [143] das letzte Kapitel dieses Buches in Jeremias' letztem Kapitel v. 39 u. 40 enthalten. Ferner findet sich 2. Sam. VII. in 1. Chron. XVII. abgeschrieben; doch sind die Worte an mehreren Stellen so sonderbar geändert, dass man leicht erkennt, wie diese zwei Kapitel aus zwei verschiedenen Handschriften der Geschichte Nathan's entlehnt sind. Endlich wird die Abstammung der Könige von Idumaea Gen. XXXVI. 30 u. f. mit denselben Worten auch in 1. Chron. I. gegeben, obgleich feststeht, dass der Verfasser dieses Buches seine Erzählung aus anderen Schriften, als den zwölf hier dem Hezra zugeschriebenen Büchern, entlehnt hat. Hätten wir daher diese Geschichtschreiber selbst, so ergäbe sich die Sache geradezu; allein da dies nicht der Fall ist, so können wir nur die Erzählungen selbst, ihre Anordnung, Verbindung, ihre mancherlei Wiederholungen und ihre Abweichungen in der Berechnung der Zeit prüfen, um ein Urtheil über das Uebrige fällen zu können.

Deshalb sind diese Punkte, wenigstens die erheblicheren, zu erwägen, und zwar zuerst die Erzählung von Juda und Tamar, welche der Verfasser Gen. XXXVIII. so zu erzählen beginnt: »Es begab sich aber zu dieser Zeit, dass Judas sich von seinen Brüdern trennte.« Diese Zeit muss auf die, von der er unmittelbar vorher gesprochen, bezogen werden; allein dies ist nicht möglich. Denn von dieser Zeit, nämlich



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