Taylor - Ein Mann, ein Wort - Brockmann, S: Taylor - Ein Mann, ein Wort by Brockmann Suzanne

Taylor - Ein Mann, ein Wort - Brockmann, S: Taylor - Ein Mann, ein Wort by Brockmann Suzanne

Autor:Brockmann, Suzanne
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Mira Taschenbuch Verlag


10. KAPITEL

Colleen räumte ihren Kühlschrank aus und putzte ihn.

Sie wischte den Fußboden im Bad und ging ihre E-Mails durch.

Sie rief im Büro an, um sich zu erkundigen, wie es Andrea Barker ging. Keine Änderung, sagte man ihr. Die Frau lag immer noch im Koma.

Um neun Uhr hatte Bobby immer noch nicht angerufen.

Um viertel nach neun hatte Colleen ein oder zwei Mal den Hörer in die Hand genommen, es sich aber jedes Mal wieder anders überlegt. Nein, sie würde ihn nicht im Hotel anrufen.

Endlich, um viertel vor zehn klingelte es an der Haustür.

Colleen drückte den Knopf der Gegensprechanlage. „Bobby?“

„Ähm, nein“, antwortete eine ihr fremde männliche Stimme. „Ich, ähm, möchte zu Ashley DeWitt.“

„Tut mir leid“, gab Colleen zurück. „Sie ist nicht hier.“

„Ich bin von New York hierhergefahren. Ich weiß, dass sie zurück nach Boston wollte und … Einen Moment bitte.“

Dann war es still. Nach einer Weile klopfte es an ihrer Wohnungstür.

Colleen schaute durch den Spion. Brad. Das musste er sein. Er war groß und schlank, hatte dunkelblonde Haare und ein vornehm geschnittenes Gesicht. Sie öffnete die Tür bei vorgelegter Sperrkette und musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue.

„Hallo“, sagte er und versuchte zu lächeln. Er sah furchtbar aus. So, als hätte er mindestens eine Woche nicht mehr geschlafen. „Es kam gerade jemand aus dem Haus, also bin ich reingegangen.“

„Sie meinen, Sie haben sich reingeschlichen.“

Er gab den Versuch zu lächeln auf. „Sie müssen Colleen sein, Ashleys Freundin. Ich bin Brad, der Volltrottel, den man an die Wand stellen und erschießen sollte.“

Colleen blickte ihm in die blauen Augen, die Paul Newman alle Ehre gemacht hätten, und sah den Schmerz darin. Vor ihr stand ein Mann, der es gewöhnt war, alles zu bekommen, weil er gut aussah und Ausstrahlung hatte. Er war es gewöhnt, etwas Besonderes zu sein und immer zu gewinnen. Und von der einen Hälfte der Weltbevölkerung beneidet und von der anderen Hälfte begehrt zu werden.

Aber diesmal hatte er es vermasselt, und zwar richtig. Er hatte Ashley verloren, und er hasste sich dafür.

Sie schloss die Tür, löste die Kette, öffnete die Tür wieder und trat zurück, um ihn einzulassen. Er trug einen dunklen Anzug, der so zerknittert war, dass man ihn vermutlich nicht mehr aufbügeln konnte. Als hätte er ihn die ganze Woche, die er nicht geschlafen hatte, rund um die Uhr getragen.

Eine Rasur hätte er auch dringend nötig gehabt.

„Sie ist wirklich nicht da“, sagte Colleen und führte ihn ins Wohnzimmer. „Sie wollte ihre Tante auf Martha’s Vineyard besuchen. Sie mietet jeden Sommer ein anderes Haus auf der Insel, diesmal meines Wissens in Edgartown – aber sicher bin ich mir da nicht.“

„Aber sie war hier. Ich kann ihr Parfüm riechen.“ Er ließ sich schwer auf die Couch fallen, und einen schrecklichen Moment lang befürchtete Colleen, er würde in Tränen ausbrechen.

Irgendwie schaffte er es aber, es nicht zu tun. Wenn er ihr hier etwas vorspielte, dann war er reif für den Oscar.

„Wissen Sie, wann sie zurückkommt?“, fragte er.

Colleen schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Ist das hier Ihre Wohnung oder Ashleys?“ Er schaute sich im Wohnzimmer um, registrierte die Aquarelle an den Wänden, die Drucke, die Batikvorhänge, das gemütliche alte Mobiliar.



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