Sterbendes Land Utopia by Kenneth Bulmer

Sterbendes Land Utopia by Kenneth Bulmer

Autor:Kenneth Bulmer [Bulmer, Kenneth]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TTB 151
veröffentlicht: 2014-02-21T00:00:00+00:00


9

Zwischen der kochenden See und dem kochenden Himmel schwebte unwirklich ein Segelschiff. Die Umrisse flirrten in der Sonne und nahmen ihm die feste Substanz, wie auch das Meer surrealistisch glitzerte. Die Galeere Moonflower, seit sieben Tagen von Meroe aus unterwegs, quälte sich mit schlappen Segeln auf den Horizont zu. Ohne Wind war auch die Unterteilung der Decks sinnlos. Die Gerüche von Herrn und Dienern vermischten sich. Der Duft aus parfümierten Taschentüchern drang in Nasenlöcher, die schon lange nichts anderes als den Gestank menschlicher Ausdünstungen eingeatmet hatten.

Wie die Mächtigen fallen konnten! Für Jack Waley – den armen, leichtgläubigen, liebeshungrigen Jack Waley – war die Falle zugeschnappt.

Und alles, die ganze Verzweiflung, hatte er sich selbst zuzuschreiben.

Ach, armer, unwissender Jack Waley!

In die Falle gegangen, in einen Käfig gesperrt, hinter Gittern sitzend, hatte er Widerstand geleistet. Dieser Widerstand war mit der Peitsche gebrochen worden. Als er mit wirrem Kopf aufwachte, hatte er die Fesseln gespürt. Ausgehungert und zerschlagen hatte er versucht, sich auf die neue Lage einzustellen. Vorbei waren die glücklichen, sorgenfreien Tage bei Drubal und Mimi, in denen er viel gelernt hatte. Vorbei die glücklichen Tage des Umherstreifens mit Krotch und Salome, in denen er auch viel gelernt hatte. Vorbei auch die Aussicht auf glückliche Tage der Erholung bei Dolly. Hier auf der Galeere gab es nichts zu lernen. Das Fleisch wurde gepeitscht, bis es mechanisch gehorchte, die Arme setzten Muskeln an, die Schultern wurden breiter. Er hatte zu spät mit dem Lernen angefangen.

Dennoch – er war jung, stark und zäh. Es mußte ihm eigentlich gelingen, dieses Leben durchzustehen. Wenn ihm der Wind in den Bart fuhr und er mit seinen Leidensgefährten am Ruder stand, würde er eiserne Muskeln entwickeln, Sehnen aus Stahl und ein Herz aus Obsidian. Er würde mit den anderen den großen Ausbruch planen. Er würde den Aufstand anführen und die aufgedunsenen Herren töten. Und das schönste Mädchen, das sich unter den reichen Herrschaften befand … Nun ja, das konnte noch warten.

Hartnäckiger Jack Waley, der auch inmitten von Trübsal Trost zu finden verstand …

Während des ersten Tages hatte sie der Wind schnell vorangetrieben, und Waley hatte das Stöhnen der anderen Neulinge gehört, die nicht wie er die Tiefe des Raumes erlebt hatten. Dann flaute der Wind ab.

Mit einem fast pathetischen Eifer wollte Waley an die Ruder. Er wollte, daß die Periode der Qual begann, wollte seine Muskeln härten und seinen Rücken kräftigen. Er wollte den großen Tag der Rebellion beschleunigen.

»Weshalb nimmst du nicht die Fesseln von meinen Händen?« fragte er und schüttelte die Eisenstange, die seine Hände fest verband. »So kann ich nicht rudern.«

»Rudern, rudern! Sieh zu, daß du in den Käfig kommst, du elender, kleiner Treter.«

Waley sah sich mit dumpfer Verwunderung auf der Galeere Moonflower um. Sie war kompakt und gut ausstaffiert, dachte ein erschütterter Jack Waley, als er in den Käfig kletterte. Seine Gefährten, bärtig und nackt wie er, fluchten leise vor sich hin und bestiegen diesen Ort gemeinsamer Qual.

Waley mußte an Mäuse und Wellensittiche denken.

Nebeneinander standen sechs zylindrische Käfige, aus Holzbalken solide zusammengezimmert. Sie trennten das Schiff ab und bildeten eine eigene Backbord- und Steuerbordlinie.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.