Stadt der tausend Sonnen by Samuel R. Delany

Stadt der tausend Sonnen by Samuel R. Delany

Autor:Samuel R. Delany [Delany, Samuel R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TTB 310
veröffentlicht: 2014-03-15T00:00:00+00:00


»Hier durch«, sagte Jon und deutete auf die Gasse.

»Was ist mit dem Wasserrohrbruch?« gab Alter zu bedenken.

»Die Überschwemmung kann nicht zu schlimm sein. Sie haben so gut wie alle anderen Straßen zum Pier gesperrt. Wir müßten einen Umweg um den ganzen Flughafen machen.«

»Na ja, falls es zu tief wird, können wir ja schwimmen.« Alter lächelte.

»Also komm.« Einen Block weiter glitzerte Licht auf der überfluteten Gasse. Das Wasser sah wie Glas aus. Als sie die Ecke erreichten, hielt Jon an und legte eine Hand auf Alters Schultern. Sie blickte ihn fragend an. Seine Antwort war ein leichtes Heben seines Kinnes. Sie folgte seinem Blick und lauschte. In der Ferne hörte man das Platschen vieler Füße im Wasser.

»Dissis?« fragte Alter.

»Wir müssen weiter.« Aber als sie die nächste Ecke erreichten, hielten sie erneut an. Jemand kam aus einer Querstraße in ihre Richtung. Als erstes näherte sich ein weißes Feuer, etwa einen halben Block entfernt.

Wieder legte Jon eine Hand auf Alters Schulter. Überrascht wandte sie sich ihm zu. »Was ist …« Dann drehte sie sich um, um selbst zu sehen. Das Platschen wurde lauter, das weiße Feuer zur eingeschalteten Energieklinge in den Händen eines jungen Burschen, auf dessen Pyjama »Station 739« zu lesen war. Hinter ihm wateten ein Dutzend Gestalten her, deren Augen alle auf das Licht der Klinge gerichtet waren.

Die Reaktion des einzelnen hängt manchmal vom reinen Zufall ab. In diesem Fall galt es entweder weiterzugehen oder davonzulaufen, zu lachen oder die Stirn zu runzeln. Das Stadtviertel hier war für seine Dissiüberfälle bekannt. Aber diese Gruppe sah nicht wie Dissis aus. Also gingen Jon und Alter weiter und runzelten die Stirn. Sie waren absolut unvorbereitet, als die große Frau plötzlich mit einem zitternden Finger wild auf sie deutete und schrie: »Natürlich! Sie müssen es haben! Schnell! Packt sie, ehe sie entkommen können!«

Jemand machte einen Hechtsprung auf Jons Beine, daß er fiel. Ein anderer zerrte Alter am Arm, und drei Hände faßten sie an der Schulter.

Als ihr Verstand wieder arbeitete, rief sie: »Jon, schau! Die Frau!« Sie versuchte die haltenden Finger zu ignorieren. Ihre Hände und Unterarme waren frei. Unwillkürlich tastete ihre Linke nach dem rechten Ellbogen, als schmerze er – oder als erinnerte sie sich an einen Schmerz.

»Großer Gott!« entfuhr es Jon. »Das ist die Königinmutter! König Lets Mutter!«

»Aber sie ist doch in der Psychostation …«

»… von Humanmedizin …«

Noch ehe Jon den vor ihr begonnenen Satz beendet hatte, wurde Alter klar, was diese Menschen waren. Im gleichen Augenblick schlug eine Faust so hart gegen Jons Schläfe, daß er bewußtlos in die Arme des Mädchens mit den triefenden Hundeaugen sank, die wieder zu gurren begonnen hatte.

Die Frau mit der Blechkrone rannte auf Jon zu, dann blieb sie dicht vor ihm stehen und deutete mit ausgestrecktem Arm auf ihn. »Er hat es gestohlen!« Sie kauerte sich vor ihn. »Also gut, was hast du damit gemacht? Wo hast du es versteckt? Antworte! Ich befehle es dir! Weißt du nicht, wer ich bin?« Sie sprang auf und griff nach der Energieklinge in der Hand des Burschen …

»Eure Majestät!« rief Alter erschrocken.



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