Stadt der Kristalle by Taylor Roger

Stadt der Kristalle by Taylor Roger

Autor:Taylor, Roger [Roger, Taylor]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-17T16:00:00+00:00


Kapitel 18

Heim saß aufrecht und hellwach im Bett, den Mund weit aufgerissen. Seit seiner Kindheit hatte er nicht mehr einen solch intensiven Alptraum gehabt.

Und doch hatte sich die entsetzliche Vision bei Heims Erwachen in Nichts aufgelöst. Mit jedem Schlag seines Herzens waren die finsteren Schatten weiter in der Feme verschwunden.

Dennoch war Heim unfähig, sich zu rühren; eine unterschwellige Furcht warnte ihn, die Schatten könnten wieder zurückkehren, sollte er sich zu früh bewegen.

Nach und nach atmete er wieder leichter, und er schalt sich selbst einen Dummkopf. Allmählich nahm er die vertrauten Geräusche der Nacht um ihn herum wahr: Leise Musik aus einem nahe gelegenen Gasthof drang durch das Fenster; gelegentlich erschütterte ein dumpfer Stoß den Raum, wenn der Mann, der über Heim wohnte, durch seine Wohnung stapfte, und von Zeit zu Zeit waren die Geräusche des nächtlichen Verkehrs auf der Straße zu hören - Schritte, Stimmen, knarrende Räder. Die Geräusche von draußen waren deutlich lauter als gewöhnlich, denn Heim hatte das Fenster weit geöffnet, um mit ein wenig frischer Nachtluft die unerträgliche Hitze zu vertreiben. Allerdings nutzte das kaum etwas. Selbst wenn draußen ein laues Lüftchen wehte - was in diesen Tagen nur selten der Fall war reichte es keineswegs aus, um die Hitze zu mildem.

Aufgrund des Traums war Heim schweißüberströmt. Er durchwühlte den Wäschehaufen am Fuß seines Bettes, und schließlich fand er ein dünnes Laken, mit dem er sich zudeckte. Er versuchte gar nicht erst einzuschlafen, war bereits hellwach. Tatsächlich war er sogar überrascht, daß er nach allem, was er heute gesehen und erlebt hatte, überhaupt hatte schlafen können.

Auf Atlons Wunsch hin hatte Heim einen Umweg durch dunkle und menschenleere Gassen eingeschlagen. Normalerweise wäre er nie auf den Gedanken gekommen, hier entlangzugehen; doch um diese Tageszeit waren die Straßen noch sicher genug, und Atlon und Dvolci schienen fest davon überzeugt zu sein, daß sie von dem Kyrosdyn verfolgt wurden, der sie vorhin in der Schmiede belästigt hatte.

Sie eilten über das Kopfsteinpflaster einer engen Gasse, die zwischen zwei fensterlosen Gebäuden hindurchführte. Atlon führte sein Pferd am Zügel, und Dvolci trottete neben ihm her. »Ich kann niemanden sehen«, sagte Heim und schaute sich ein weiteres Mal um. Die Sorge seiner neuen Gefährten wegen des Kyrosdyn beunruhigte ihn.

»Aber er ist trotzdem da«, erwiderte Atlon. Er warf Dvolci einen vielsagenden Blick zu, der daraufhin die Gasse hinuntereilte.

»Na und?« fragte Heim ungeduldig. »Er ist nur ein Mann. Seinem Verhalten nach zu urteilen ist er nur ein Novize. Falls es notwendig sein sollte, ziehe ich ihm halt die Ohren lang.« Atlon antwortete nicht. Heim wurde lauter. »Warum sollte er dich denn verfolgen? Um dich auszurauben? Die Kyrosdyn sind zwar seltsam, aber sie sind bestimmt keine Straßenräuber.«

Eine wütende Stimme hinter ihnen ersparte Atlon die Antwort.

»Bleibt, wo ihr seid!«

Atlon zuckte zusammen. »Geh weiter«, drängte er und packte Heims Arm, um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen.

»Ich habe gesagt, bleibt, wo ihr seid!«

Die Stimme war voll der Arroganz, mit der der Mann Heim bereits in der Schmiede angesprochen hatte; aber was zuviel war, war zuviel. Es war schon schlimm genug,



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