Sonne, Sex und Meer by Newman Frank

Sonne, Sex und Meer by Newman Frank

Autor:Newman, Frank [Newman, Frank]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
veröffentlicht: 2013-07-18T22:00:00+00:00


Ich bin bereit zu vergehen

Ich bin nur ein Hauch süßer Luft.

w. b. yeats

Kapitel 12

Leslie ging unschlüssig in die Big C Bar. Der Raum war dunkel, die Atmosphäre wohltuend. Er war erfüllt von Gelächter, den Geräuschen von Gläsern und einer Musikbox, Simon and Garfunkel. Die Leute gingen im Raum herum. Die Decke war niedrig und mit Holz beschlagen. Hier und dort standen kleine Grüppchen. An der Bar waren Plätze frei. Hinter der Bar schienen Lampen, sie war der hellste Platz im Raum. Leslie begab sich an eine Stelle, wo drei Stühle frei standen, zwischen einer Gruppe von fünfen oder sechsen, die in einer eifrigen Diskussion vertieft waren, und einem Mädchenpaar (?) – sie konnte die Leute wegen der Finsternis nicht genau erkennen –, das still dasaß. Sie setzte sich auf einen Stuhl und wartete, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten. An der Stirnseite des Raums befanden sich einige Tische und Nischen. Im Innern der Nischen war wegen der Dunkelheit nichts zu erkennen, aber leises Lachen und ab und zu ein lauter Satz bewiesen, dass sie gut besetzt waren. Der Barkeeper kam. Der typische toughe Barkeeper. Leslie legte fünf Dollar auf die Bar und bestellte Gin und Tonic. Dann saß sie da und nippelte an ihrem Glas. Nach und nach erkannte sie, dass fast alle Anwesenden Frauen waren. Jeder Typ war vertreten: vom kessen Vater mit der Geldschrankfigur, keine Spur von Hüften oder Brüsten, mit abfallenden Schultern und Muskelpaketen, wie die osteuropäischen Athletinnen auf der Olympiade – über jede Abstufung weiblicher Maskulinität, kleine drahtige Mädchen mit stark getuschten Wimpern und kurzgeschorenem Haar à la Jean Seberg – bis zu ausgesprochen fraulichen Erscheinungen. Besonders ein Paar zog Leslies Blicke auf sich. Es saß gleich am Eingang. Die eine war ganz einfach eine schöne, richtige Frau. Ohne jede Spur von Unweiblichkeit. Sie hatte wunderschöne milchweiße Haut, dichte hochgestreckte Strähnen von naturrotem Haar, große grüne Augen – eine irische Claudia Cardinale, saß sie da, und ihre Beine umspannte ein enganliegendes Kleid; wie die Form einer Lyra erhoben sich aus ihren Hüften die Kurven ihrer hohen stolzen Brüste. Das Mädchen, mit dem sie sich unterhielt oder besser dem sie ruhig zuhörte, sah wie ein forscher Lou Castello aus, hatte ein billiges türkisgrünes T-Shirt an und Nietenhosen, die unten am Bein ausgebeult waren und stramm saßen und aus irgendeiner scheußlichen, glänzenden Kunstseide gemacht waren. An den Füßen trug sie eckige Männerschuhe, die für ihre Statur überraschend klein waren. Sie machte mit den Armen abgehackte, hässliche Gesten, während sie heftig auf die rothaarige Frau einsprach, deren Kopf auf einem prächtigen Hals schwebte – Ingrid Bergman in irgendeiner königlichen Rolle (warum kommen Kinovergleiche immer mehr auf? fragte Leslie sich) – oder Marlene Dietrich als Katharina die Große … Während Leslie hinsah, stand die kurze Dicke auf und ging durch eine niedrige Tür hinaus, die Leslie vorher nicht bemerkt hatte; sie führte in einen anderen Raum, in dem sie die Schatten tanzender Paare erkennen konnte. Das rothaarige Mädchen saß immer noch genauso ruhig da; gleichgültig drehte sie den Kopf herum und schaute Leslie an, die sie beobachtete.



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