Solaris by Stanislaw Lem

Solaris by Stanislaw Lem

Autor:Stanislaw Lem [Lem, Stanislaw]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction (st)
ISBN: 9780140112733
veröffentlicht: 2000-01-01T15:49:24+00:00


Flüssigsauerstoff

Ich lag im dunklen Zimmer, gefühllos, vertieft in das Leuchten des Zifferblattes am Handgelenk, ich weiß nicht, wie lange. Ich lauschte dem eigenen Atem und wunderte mich über etwas, aber all das - das Schauen auf das grünliche Ziffernkränzchen und die Verwunderung -, war in Gleichgültigkeit getaucht, die ich auf die Ermüdung zurückführte.

Ich drehte mich auf die Seite, das Bett war seltsam breit, mir ging etwas ab. Ich hielt den Atem an. Völlige Stille trat ein. Ich erstarb. Nicht das leiseste Rascheln drang zu mir. Harey? Warum hörte ich ihren Atem nicht? Ich begann mit den Händen übers Bettzeug zu fahren:

ich war allein.

- Harey! - wollte ich rufen, aber ich vernahm Schritte. Da ging jemand Großer, Schwerer, wie…

- Gibarian? - sagte ich ruhig.

- Ja, ich. Dreh das Licht nicht an.

- Nicht?

- Nein, nicht nötig. So wird es für uns beide besser sein.

- Aber du bist doch tot?

- Das macht nichts. Du erkennst doch wohl meine Stimme?

- Ja. Warum hast du das getan?

- Ich mußte. Du bist vier Tage zu spät gekommen. Wenn du früher eingeflogen wärst,

dann wäre das vielleicht nicht nötig gewesen, aber mach dir keine Vorwürfe. Ich habe es

nicht schlecht.

- Bist du wirklich hier?

- Ach, denkst du, du träumst von mir, wie du es bei Harey gedacht hast?

- Wo ist sie?

- Woher willst du wissen, daß ich das weiß?

- Ich kann es mir denken.

- Behalt das für dich. Sagen wir, daß ich an ihrer Statt hier bin.

- Aber ich will, daß auch sie hier sein soll.

- Das ist nicht möglich.

- Warum nicht? Hör mal, weißt du auch, daß das in Wahrheit nicht du bist, sondern ich?

- Nein. Das bin in Wahrheit ich. Wenn du pedantisch sein willst, kannst du sagen, daß das noch einmal ich bin. Aber wir wollen keine leeren Worte machen.

- Gehst du fort?

- Ja.

- Und dann kommt sie zurück?

- Liegt dir daran? Was ist sie dir?

- Das geht nur mich etwas an.

- Du fürchtest dich doch vor ihr.

- Nein.

- Und ekelst dich…

- Was willst du von mir?

- Bemitleiden kannst du nur dich und nicht sie. Sie wird immer zwanzig bleiben. Stell dich nicht so, als wüßtest du das nicht!

Auf einmal, ich weiß gar nicht, wieso, wurde ich ganz kühl. Ich hörte ihm völlig ruhig zu. Er schien jetzt näher bei mir zu stehen, am Fußende des Bettes, aber weiterhin sah ich nichts in dieser Finsternis.

- Was willst du? - fragte ich leise. Mein Ton schien ihn zu verblüffen. Er schwieg eine Zeitlang.

- Sartorius hat Snaut überzeugt, daß du ihn betrogen hast. Jetzt betrügen sie dich. Unter dem Vorwand, die Röntgenanlage zu montieren, bauen sie einen Feldannihilator.

- Wo ist sie? - fragte ich.

- Hast du nicht gehört, was ich dir sage? Ich habe dich gewarnt!

- Wo ist sie?

- Ich weiß es nicht. Paß auf: du wirst eine Waffe brauchen. Du kannst dich auf niemanden verlassen.

- Auf Harey kann ich mich verlassen - sagte ich. Ich hörte ein rasches, leises Geräusch. Er lachte.

- Kannst du, natürlich. Bis zu einer gewissen Grenze. Letzten Endes kannst du jederzeit dasselbe tun wie ich.



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