So fern wie ein Traum by Nora Roberts

So fern wie ein Traum by Nora Roberts

Autor:Nora Roberts [Roberts, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783641099244
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2013-08-02T00:00:00+00:00


12

Es war nach zehn, als Laura in die Einfahrt ihres Hauses bog. Sie verspürte die angenehme Müdigkeit, die aus erfolgreicher Arbeit resultiert. Die Art von Müdigkeit, erkannte sie, als sie das Haus betrat, die sich nicht nach Schlaf zu sehnen schien.

Trotzdem, sagte sie sich, in etwas mehr als neun Stunden begänne ein neuer, anstrengender Tag. Was sie also brauchte, waren ein angenehmes, heißes Bad und ihr weiches, kuscheliges Bett.

Nachdem sie nach ihren Töchtern gesehen und sie fest schlafend vorgefunden hatte, ließ Laura Wasser in die Wanne ein, gab reichlich duftendes Badesalz hinzu und sank dann mit einem langen Seufzer in das wohlig warme Nass.

Sie streckte sich, blickte durch das winzige Oberlicht zum sternklaren Nachthimmel hinauf und gab sich angenehmen Träumen hin. Allmählich kam ihr Leben wieder in Schwung, stellte sie fest. Sie hatte ihre Tochter zurück, und auch wenn es sicher noch einige Hindernisse zu überwinden gab, kämen sie damit zurecht. Heute Morgen auf dem Weg zur Schule hatte zum ersten Mal seit Monaten herrliche Normalität geherrscht.

Sie hatte eine phantastische Familie – ihre Eltern, die ihr Leben und ihre Arbeit in vollen Zügen genossen, Josh und Margo, die vollkommen vernarrt waren in ihren Wonneproppen J. T., Kate und Byron, die voller Freude ihr erstes Baby erwarteten.

Ihre Arbeit im Hotel erfüllte sie und gab ihr das Gefühl, endlich wieder Mitglied des Templeton-Teams zu sein. Und die Boutique… lächelnd fuhr sie mit der Hand an ihrem schaumumhüllten Bein hinab. Die Boutique war die aufregende, unerwartete Erfüllung einer Idee, die ihr so viel Vergnügen, so viele Überraschungen bescherte, dass sie es an geschäftigen Tagen wie heute vermisste, vorbeizuschauen, irgendwelche Verkäufe zu tätigen, mit den Kunden zu plaudern – oder einfach mit Kate und Margo zusammen zu sein.

Wenn am nächsten Nachmittag nicht irgendwas dazwischenkam, würde sie ein paar Stunden im Schönen Schein verbringen. Allerdings fing Laura allmählich an, selbst unvorhergesehene Zwischenfälle zu genießen, ja sich sogar darauf zu freuen. Sie stellten eine Herausforderung an sie dar, sie musste die richtige Lösung finden, und fast immer stellte sie befriedigt fest, dass es ihr gelang.

Wie in einem Buch, so dachte sie, schlug sie jetzt in ihrem Leben ein neues Kapitel auf. Und sicher hätte sie jede Menge Spaß damit.

Sie ließ das Wasser ablaufen, stieg aus der tiefen, überdimensionierten Wanne, trocknete sich langsam ab und rieb sich verträumt mit Körperlotion ein. Nachdem sie die Nadeln aus ihren Haaren gezogen und in die kleine Silberdose zurückgelegt hatte, bürstete sie ihre Locken, bis sie seidig schimmerten.

Erst als sie wieder angezogen war und sich dabei überraschte, wie sie leise vor sich hinsummte, wurde ihr klar, dass sie nicht ins Bett gehen würde. Oder zumindest nicht allein.

Schockiert betrachtete sie ihr Spiegelbild. Die Frau in der schlichten Seidenkombination, die sie dort sah, starrte unbewegt zurück. Sie hatte sich für einen Mann so hübsch gemacht. Das Bad, das duftende Salz, die Lotion. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie sich für Michael hübsch gemacht.

Aber jetzt war sie wieder bei Sinnen, und sie war sich nicht sicher, ob sie genug Mut hatte, tatsächlich zu ihm hinüberzugehen.



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