Schottisches Feuer: Roman (German Edition) by McCarty Monica

Schottisches Feuer: Roman (German Edition) by McCarty Monica

Autor:McCarty, Monica [McCarty, Monica]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2011-06-14T22:00:00+00:00


Kapitel 13

Die Unterhaltung mit Duncan beschäftigte Jeannie noch lange, nachdem sie sein Zimmer verlassen hatte. Sie hatte ihre Antworten bekommen, doch das hatte nichts einfacher, sondern alles nur noch komplizierter gemacht. Sowohl die Hitze als auch das Verständnis hatten die anfängliche Wut gedämpft, die zwischen ihnen aufgeflammt war. Was einst so klar erschienen war, wurde nun von einem anderen Blickwinkel überschattet – seinem Blickwinkel.

Er hat mich verlassen. Und das würde sie nie vergessen. Doch sie war selbst nicht völlig ohne Fehler. Karte hin oder her, auf gewisse Weise empfand Duncan ihr Verhalten als Verrat. Indem sie ihm nicht von ihrem Vater erzählt hatte, hatte sie ihre Loyalität zu ihrem Clan über die Loyalität zu ihm gestellt. Ehre und Rechtschaffenheit durchdrangen jede Faser seines Seins, nie hätte sie geglaubt, dass er das beiseiteschieben würde, um ihrem Vater zu helfen. Hätte sie ihm vertrauen sollen? Sie wusste es nicht, doch er hatte recht – indirekt hatte sie eine Wahl getroffen.

Und das hatte sie erneut getan, indem sie sich schützend vor ihren Sohn stellte, anstatt Duncan bei der Reinwaschung seines Namens zu helfen. Schuldgefühle, die sie nicht vollständig ignorieren konnte, nagten an ihr. Sie hatte ihm helfen wollen. Die Worte hatten ihr schon auf der Zunge gelegen. Doch sie hatte dem Impuls nicht nachgegeben. Sie konnte ihm nicht vertrauen, nicht, wenn es um die Zukunft ihres Sohnes ging. Einst war sie bereit gewesen, alles für Duncan zu riskieren, doch diesen Fehler konnte sie nicht noch einmal begehen – nicht, wenn Dougall es war, der darunter leiden musste.

Aber es war gefährlich ohne die Wut als Schutzschild zwischen ihnen – wie der Kuss gezeigt hatte. Sie hatte wieder diesen unbestreitbaren Sog gespürt, der sie zueinanderzog. Es wäre so leicht gewesen, ihm wieder in die Arme zu sinken. Erschreckend leicht. Es fiel ihr immer schwerer zu widerstehen, doch sie stählte ihr Herz und vermied es, mit ihm alleine zu sein.

Aber sie war nicht die Einzige, die seine Anziehungskraft spürte. In den folgenden paar Tagen, in denen Duncan mit beunruhigender Geschwindigkeit wieder zu Kräften kam, gab sie ihr Bestes, um Ella von ihm fernzuhalten – mit wenig Erfolg. Jedes Mal, wenn Jeannie sich umdrehte, schlich Ella sich unter dem einen oder anderen Vorwand in sein Zimmer oder folgte ihm in die Stallungen, den Saal oder die Behausungen der Wachmänner. Man musste Duncan zugutehalten, dass er sie nicht dazu ermutigte, doch seine Gleichgültigkeit hatte nicht den gewünschten Effekt, im Gegenteil. Ella hatte noch nie einer Herausforderung widerstehen können. Und wenn ihre Furcht einflößende Großmutter ihrem Charme erliegen konnte, dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Duncan das ebenfalls tat.

Ella konnte nicht verheimlichen, dass der ungebetene Gast sie faszinierte. Ebenso wenig konnten das die meisten der Frauen, ob unter oder über sechzig. Gestern, als Duncan sich zum ersten Mal seinen Männern anschloss, um im Burghof seine Schwertkünste zu trainieren, schien die gesamte weibliche Bewohnerschaft der Burg reglos zu verharren, als er das Hemd auszog. Noch nie hatte sie so viele Frauen zum Wasserholen an den Brunnen kommen sehen, der zufällig in der Nähe des Übungsplatzes lag.



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