Schöne neue Welt by Huxley Aldous

Schöne neue Welt by Huxley Aldous

Autor:Huxley, Aldous [Huxley, Aldous]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783596903450
veröffentlicht: 1999-12-31T23:00:00+00:00


Sie kreischte, riß die Hand los und gab ihm einen Stoß, daß er hinfiel. Während er auf der Erde lag, schlug sie ihn dreimal mit der Peitsche. Es schmerzte mehr als alles, was er in seinem Leben je gespürt hatte - schmerzte wie Feuer. Die Peitsche pfiff noch mal, sauste nieder. Aber diesmal schrie Filine.

»Warum wollten sie dir weh tun, Filine?« fragte er abends. Er weinte, weil die roten Striemen auf seinem Rücken noch immer so schrecklich brannten, aber auch, weil die Menschen so roh und gemein waren und er so klein, daß er nichts gegen sie zu tun vermochte. Auch Filine weinte, obgleich sie erwachsen war, aber sie war doch nicht stark genug, gegen drei aufzukommen. Es war auch für sie schlimm. »Warum wollten sie dir weh tun, Filine?«

»Ich weiß nicht. Wie soll ich das wissen?« Ihre Worte waren schwer verständlich, weil sie auf dem Bauch lag, das Gesicht in die Kissen vergraben. »Die Weiber sagen, diese Männer gehören ihnen«, fuhr sie fort, als spräche sie nicht mit ihm, sondern mit jemandem in ihrem Innern. Es war ein langes Gespräch, und er verstand es nicht; zuletzt weinte sie noch lauter.

»O wein doch nicht, Filine! Nicht weinen!«

Er schmiegte sich an sie, legte die Arme um ihren Hals.

»Au!« schrie Filine. »Gib doch acht! Meine Schulter! Au!«

Sie stieß ihn so heftig von sich, daß er mit dem Kopf gegen die Mauer schlug. »Du kleiner Tölpel!« rief sie, und plötzlich begann sie, ihn zu schlagen. Klatsch, klatsch...

»Filine!« schrie er auf. »Nicht, Mutter!«

»Ich bin nicht deine Mutter. Ich will nicht deine Mutter sein.«

»Aber Filine - au!« Sie schlug ihn ins Gesicht.

»Eine Wilde geworden!« brüllte sie. »Junge kriegen wie ein Tier... Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich zum Aufseher gehen und vielleicht heimkehren können. Aber nicht mit einem Kind. Die Schande wäre zu groß gewesen.«

Er sah, daß sie ihn wieder schlagen wollte, und hob den Arm schützend vors Gesicht. »Nicht schlagen, Filine, bitte nicht!«

»Kleines Biest!« Sie riß ihm den Arm weg, so daß sein Gesicht ungeschützt war.

»Nicht, Filine!« Er schloß die Augen in Erwartung des Schlags. Aber sie tat ihm nichts. Nach einer Weile öffnete er die Augen und gewahrte, daß sie ihn ansah. Er versuchte, sie anzulächeln. Und auf einmal schlang sie die Arme um ihn und küßte ihn wieder und wieder.

Mitunter stand Filine tagelang nicht auf, lag im Bett und war traurig. Oder sie trank das Zeug, das Pope brachte, lachte unmäßig und schlief ein. Manchmal war sie krank.

Oft vergaß sie, ihn zu waschen, und es gab nichts zu essen, nur kalte Tortillas. Deutlich erinnerte er sich ihres fassungslosen Geschreis, als sie zum ersten Mal die kleinen Tierchen in seinem Haar entdeckte.

Die glücklichsten Stunden waren es, wenn sie von der Anderen Welt erzählte. »Und man kann dort wirklich fliegen, sooft man will?«

»Sooft man will.« Sie erzählte ihm von der wunderschönen Musik, die aus einem Kästchen herauskam, den hübschen Spielen und den köstlichen Dingen, die es zu essen und zu trinken gab, dem Licht, das erstrahlte, wenn man auf einen kleinen Knopf in



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