Schneenockerleklat by Gmeiner-Verlag

Schneenockerleklat by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Kriminalroman
ISBN: 9783839230060
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2009-08-21T11:01:49+00:00


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Carlo Montebello oder Commendatore Pahl-Giacometti aus Triest, als den ihn seine sorgfältig konstruierte offizielle Biografie hier am Semmering auswies, hatte einen gleichermaßen angenehmen wie auch erfolgreichen Vormittag hinter sich.

Er hatte das Wintergolf-Turnier Semmering besucht. Nicht als Aktiver, Gott bewahre, nein. Sondern als interessierter Zuschauer, der, in eine warme Decke gehüllt, die Sonne genoss und dabei den Imbicille, den Verrückten, zusah, die stundenlang hinter einem kleinen Ball her waren. Einem Ball, der in Anbetracht der guten Pistenverhältnisse ausnahmsweise nicht weiß war.

Für den Commendatore war Golf nichts ernst zu Nehmendes, bloß ein Kinderspiel für Erwachsene. Aber er musste zugeben, dass das Rundherum nett war. Wie sich alle um ihn gekümmert, ihn vom Rollstuhl in einen Schlitten gehoben und von einem Loch zum anderen geschoben hatten.

Vor allem aber waren alle sehr respekt- und rücksichtsvoll mit dem, wie sie im Hotel erfahren hatten, ehrenwerten Triestiner Altösterreicher umgegangen, dessen Urgroßvater Julius Pahl der letzte Besamungsleiter des berühmten k. und k. Gestüts in Lipizza gewesen war. In dieser von Erzherzog Karl, dem Bruder Kaiser Maximilians II., 1580 begründeten Wiege jener legendären weißen Pferde, die unter der Bezeichnung Lipizzaner Weltruf genossen.

Und das alles war ungemein wichtig für seine Strategie. Männer seiner Profession hatten in der Regel zwei Möglichkeiten: Entweder sie erschienen überfallartig, erledigten ihr blutiges Geschäft und verschwanden sofort wieder. Oder sie passten sich völlig dem Umfeld des Opfers an, gingen in ihm auf und wurden von der Umwelt nicht mehr wahrgenommen.

Das war natürlich wesentlich zeitaufwendiger, aber für jemanden mit eingeschränkter Mobilität die einzig sinnvolle Strategie. Der heutige Vormittag hatte wesentlich dazu beigetragen, dass die Teilnehmer an der Jahresversammlung der FECI Pahl-Giacometti zwar nicht als einen der ihren ansahen, das würden sie nie tun, aber immerhin als zur Gesamtinszenierung gehörend. Man hatte ihn angenommen, als Bestandteil des Ganzen akzeptiert, ihn immer wieder freundlich und respektvoll behandelt, im Übrigen aber ignoriert. Er fiel nicht mehr auf, und das war gut. Er konnte sich, soweit ihm das körperlich möglich war, im Hotel und auf den Veranstaltungen frei bewegen und genoss dazu noch den tarnenden Schutz des Rollstuhls.

Aus der Perspektive der anderen war er relativ immobil und daher zu dem, was geschehen würde, körperlich nicht in der Lage. Aus seiner Sicht war er dagegen noch erstaunlich beweglich. Vor allem für jemanden, der sich im Rollstuhl fortbewegen musste. Und damit war er auch zu Dingen imstande, von denen die anderen keine Vorstellung hatten.

Der Commendatore entschied, dass er bereit war für den Abend. Für den nächsten, den vorletzten Akt dieser Tragödie von griechischer Dimension, für die man ihm insgesamt immerhin 150.000 Euro bezahlte.

Plus Spesen.



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