Schicksalshäppchen 2: Dark Menu (German Edition) by Trojahn Simone

Schicksalshäppchen 2: Dark Menu (German Edition) by Trojahn Simone

Autor:Trojahn, Simone [Trojahn, Simone]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Redrum Books
veröffentlicht: 2019-07-17T00:00:00+00:00


Vergebung

Lenny träumte, er wäre wieder jung. Das Leben war anders, wenn man noch nicht erwachsen war. Man sah das Ende nicht und glaubte irgendwie, dass alles gut werden könnte.

Im Traum war Lenny im Haus seiner Eltern. In der Küche roch es nach dem Zitronenkuchen seiner Mutter und im Wohnzimmer nach dem Aftershave seines Vaters. Die alte Kuckucksuhr tickte in behäbiger Gleichmäßigkeit. Auf sie war mehr Verlass als auf die Menschen in Lennys Leben. Die Abende verbrachte Lennys Vater entweder vor dem Fernseher oder draußen in der Werkstatt, während seine Mutter sich bevorzugt in der Küche aufhielt, wenn sie nicht gerade im Garten arbeitete. Es gab keinen Grund zu der Annahme, dass das je anders sein würde. Lenny machte sich keine Gedanken darüber. Nicht damals. In seinem Traum sah er Mom in der bunten Blumenschürze vor dem Herd stehen. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt – was vielleicht besser war. Dad saß in seinem Lieblingssessel und sah sich ein Footballspiel an. Er blickte nicht auf, als Lenny den Raum betrat, was ungewöhnlich war. Lenny ging an seinem Vater vorbei und trat ans Fenster. In den letzten warmen Strahlen der Abendsonne sah er seine kleine Schwester Lizzy auf der Schaukel sitzen. Ihr Schatten wurde langsam kleiner. Lizzy war ein fröhliches Mädchen mit einem hellen Lachen. Aus ihr hätte mal was werden können, vielleicht eine Ehefrau und Mutter. Eine Geliebte und Freundin. Eine junge Frau, die das Leben genoss.

Doch aus Lizzy war keine Frau geworden. Sie war gestorben, bevor sie alt genug war, um den Führerschein zu machen. Sie würde niemals erfahren, wie es sich anfühlte, alt zu werden.

Im Traum war sie da draußen und schaukelte, ihre rotblonden Zöpfe wippten. So wollte Lenny sie in Erinnerung behalten. Er drehte sich zu seinem Vater um, der noch immer in das Spiel vertieft schien, aber wie sollte er es ohne Augen ansehen? Lenny zuckte zusammen, in seinem Magen war das altbekannte Stechen, das er in letzter Zeit immer spürte, wenn er hier war. Dads Augen lagen wie schrumpelige Rosinen auf seinen Wangen. Sie hingen an vertrockneten Sehnen und waren herausgeploppt, als der Hammer seinen Schädel getroffen hatte. Aus diesem Grund waren sein Kopf und Gesicht so verformt. Oben hing verdorrte Gehirnmasse heraus. Die Kuckucksuhr musste nur lang genug ticken, damit alles alt und trocken wurde und wieder besser zu ertragen war. Lenny hatte Jahrzehnte damit zugebracht, diesem Ticken zu lauschen. Anfangs in der Hoffnung, es könnte alles gutmachen, später, um sich an sie zu erinnern. An seine Familie – die einzigen Menschen, die er je geliebt hatte. Wenn sie noch hier wären, hätten sie ihm bestimmt beigestanden, doch sie waren schon sehr lang weg, vertrocknet und zu Staub zerfallen.

In seinem Traum ging Lenny in die Küche. Die Hintergrundgeräusche des laufenden Fernsehers beruhigten ihn, obwohl der Mann, der davorsaß, nichts Beruhigendes an sich hatte. Mom backte ihren Kuchen, nichts und niemand konnte sie davon abhalten. Nicht mal der Tod. Nachdem sie die Backform in den Ofen geschoben hatte, drehte sie sich zu Lenny um. Das zertrümmerte



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