Rudelliebe by Jessica Klauß

Autor:Jessica Klauß
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: TWENTYSIX LOVE
veröffentlicht: 2016-01-01T00:00:00+00:00

Kapitel 20

Ein paar Tage später stehe ich drüben bei der Nachbarin, nur bekleidet mit einer Unterhose und einem Tanktop.

Wie mir das passieren konnte? Nun, ganz einfach. Ich wollte gerade Nudeln kochen, hatte schon das Wasser aufgesetzt und ging nebenbei auf die Terrasse, um Wäsche aufzuhängen. Schröder wollte mir hinterher, sprang zur Terrassentür – und bums, war die Tür zu. Die Klinke hat er natürlich direkt mit runtergedrückt, sodass ich nun draußen stand und er drinnen. Das beeindruckte ihn aber ganz und gar nicht. Er legte sich aufs Sofa und glotzte mich durch die Scheibe doof an. Als ich nach ihm rief und an die Tür klopfte, stand er tatsächlich kurz auf, aber nur um seine Position zu verändern und mir den Rücken zuzukehren. Glanzleistung, Schröder, vielen Dank!

Da die Praxis geschlossen war, Lukas in der Uni und ich natürlich kein Handy dabeihatte, blieb mir also nichts anderes übrig, als rüber zur Nachbarin zu gehen und von dort aus Lukas Bescheid zu geben.

Und so stehe ich nun hier und flippe beinahe aus. Das Nudelwasser muss ja bald kochen. Fragen über Fragen huschen mir durch den Kopf: Wie lange kocht Wasser? Was kann passieren, wenn das Wasser verkocht ist? Brennt dann der Topf? Mann, warum habe ich auch in der Schule nie aufgepasst!

Bald merke ich jedoch, dass es ohne Handy – und damit auch ohne Lukas’ Handynummer – ein Ding der Unmöglichkeit ist, ihn zu erreichen. Wer hat schon Handynummern im Kopf, wenn man sie bequem auf dem Handy speichern kann?

Gut, ich sehe ein, es funktioniert nur über Ben. Aber der geht ja so gut wie nie ans Telefon. Seine Nummer kenne ich auswendig, denn die hat er schon seit gefühlten zehn Jahren, und außerdem ist sie echt blondinenfreundlich.

Wider Erwarten geht Ben tatsächlich ran. Er sitzt gerade mit Lukas beim Essen! Glück im Unglück also. Lukas setzt sich direkt ins Auto und erlöst mich von der Nachbarin, die mir mittlerweile so was von auf den Sack geht. Doch ich bin zu dankbar, um unfreundlich zu sein. Ich hatte solch eine Angst, die Bude samt Schröder abzufackeln.

Als wir wieder daheim angekommen sind, sage ich Lukas auf den Kopf zu, dass ich seinen Hund hasse und dass weder die Hundeschule noch die Übungen zu Hause was bringen würden. Samstags um drei, wenn wir auf den Hundeplatz gehen, reißt er sich für eine Stunde zusammen, und sobald er mit mir im Stadtpark ist, lacht er mich aus. Doof ist das Vieh nicht, und obwohl ich ihn so lieb habe, kriege ich irgendwann noch mal einen Nervenzusammenbruch.

Lukas hält sich mit einer Antwort zurück und denkt sich wahrscheinlich: Lass den Löwen einfach brüllen, die beruhigt sich schon wieder. Und Recht hat er.

Schröder zeigt sich total unbeeindruckt, als ich die Wohnung wieder betrete und ihn frage, ob er noch alle Latten am Zaun habe. Er dreht sich gemütlich auf die Seite, wedelt mit dem Schwanz und leckt mir über das Gesicht. Mann, wer kann diesem Vieh böse sein?

Am Abend bin ich bei Schröder und Lukas in der Wohnung, und wir essen chinesisch.

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