Roter Mond Und Schwarzer Berg by Chant Joy

Roter Mond Und Schwarzer Berg by Chant Joy

Autor:Chant, Joy [Chant, Joy]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783548390345
Google: 6WbDPAAACAAJ
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 1982-02-14T23:00:00+00:00


wettergegerbter Haut. Sie trug einen langen, hochroten Rock, aber sonst war ihr feurig-goldenes Haar ihre einzige Kleidung.

Sie schien das Pony weniger zu reiten, als sich von ihm tragen zu lassen. Sie schwang sich auf die eine Seite, stützte eine Hand auf das Hinterteil des Tieres und blickte in die Runde. Ihre Augen glitten über die Wanderer, und Nicholas überlief ein Schauer. Er konnte die Farbe ihrer Auge nicht erkennen, aber er spürte ihr Ungestüm. Eine träge, tiefe Wildheit bewegte sich in ihnen, und während sie ritt, gingen flimmernde Hitzewellen von ihr aus. Es war keineswegs Wärme – es war Hitze.

Sie war plump, sie war urtümlich – auch furchteinflößend – , und sie war doch schön. Sie war auf eine Weise schön, die er sich nicht hatte träumen lassen, die er nicht begriff, die ihm aber doch bekannt vorkam. Er sah sie an. Und alles, was er jemals schön genannt hatte, verblaßte und erschien nur als leere Hülle neben ihr, und der bloße Begriff »Schönheit« bildete sich in seinen Gedanken neu, bis er ihr entsprach; denn von ihr war die Schönheit geschaffen worden, und für sie war sie gemacht, und mit plötzlicher Gewalt schien sie jetzt reicher, strahlender und schrecklicher geworden zu sein. Mädchen und Pony schienen sich im Schritt zu bewegen, aber ehe der Junge und der Mann sich dessen bewußt wurden, waren sie verschwunden, schneller, als sie es für möglich gehalten hatten. Die Erde wallte und spritzte vor ihnen auf, ein wirbelnder Strudel brauner Erdkrume brandete hinter ihnen, der sich langsam auflöste und auf unversehrtes Gras niedersank. Nicholas atmete wieder und sah den Grenzer an, der kopfschüttelnd dastand.

»Hat sie uns gesehen?«

»Nay, wir sind nicht wirklich genug. Wir sind nicht körperlich genug für ihre Augen. Sie hat nur Erde gesehen und Pflanzen.«

»Wer ist sie?«

»Sie ist eines der ältesten Geisterwesen der Erde. Sie kennt kein Gesetz, außer einem einzigen, und es ist besser für alle, daß sie gehalten ist, unter der Erde zu sein und nicht darauf. Sie ist Vir’Vachal! Oh, Vir’Vachal! In der Tat: sie haben tief ge-

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