Rock me by Cherrie Lynn
Autor:Cherrie Lynn [Lynn, Cherrie]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
Tags: Contemporary
Herausgeber: Egmont LYX.digital
veröffentlicht: 2014-06-04T22:00:00+00:00
12
Candace versank. Langsam. Sie würgte, schnappte nach Luft. Sie starb. Jeden Tag ein kleines bisschen mehr.
Oh, hör auf, so melodramatisch zu sein.
Sie nahm ihr Besteck und stach blindlings auf ihr Essen ein, wobei sie verzweifelt versuchte, das höfliche Geschwätz um sich herum auszublenden. Es war unmöglich. Die Stimme ihrer Mutter war für sie inzwischen wie das Geräusch von Fingernägeln, die über eine Schiefertafel in ihrem Kopf kratzten. Deannes Falschheit verschlimmerte dieses Gefühl noch, und ihre klebrige Freundlichkeit zerrte an Candace’ Nerven, dass sie offen dalagen wie elektrische Leitungen. Falls jemand den falschen Nerv berührte, würde derjenige in Flammen aufgehen.
Sie hatte gerade am Arm von Stephen zum Altar schreiten müssen, und jetzt, beim Probeabendessen, saß er neben ihr am Tisch und gab den ach so charmanten Yale-Studenten. Nur sie bemerkte, wie er auf ihre Brüste schielte. Dabei trug sie nicht einmal ein freizügiges Oberteil. Keine Einblicke, kein eng anliegender Stoff. Vermutlich erinnerte er sich an die Nacht, als er sie gegen ihren Willen betatscht hatte – falls er das trotz seines Vollrauschs noch wusste.
Als ihr der geschmacklose Bissen, den sie sich in den Mund geschoben hatte, im Hals stecken blieb, trank sie rasch einen Schluck Wein, bevor ihre Augen zu tränen anfingen.
Ja, ich sterbe. Holt mich hier raus, verdammt. Irgendjemand. Egal wer. Das spielte inzwischen auch schon keine Rolle mehr.
»Wie läuft das Studium?«, fragte Stephen. »Was studierst du doch noch mal?«
»Sozialpädagogik«, erwiderte sie leise und hoffte, ihre Mutter würde es nicht mitbekommen. Keine Chance. Sofort richtete Sylvia die Aufmerksamkeit auf sie.
»Können Sie sich das vorstellen, Stephen?«, jammerte sie los und rang die Hände. »Wir haben uns so gewünscht, dass sie Grundschullehrerin wird. Sie kann wunderbar mit Kindern umgehen. Und viele von ihnen könnten weiß Gott ein positives Vorbild gebrauchen.«
Candace versuchte, ihre Stimme möglichst neutral klingen zu lassen. Auf keinen Fall sollten die anderen Gäste einen bitteren Unterton wahrnehmen können.
»Mutter, als Sozialarbeiterin kann ich auch einen positiven Einfluss ausüben.« Ohne Stephen anzuschauen, murmelte sie: »Eigentlich will ich therapeutisch arbeiten. Aber ich könnte mich auch im Jugendamt bewerben oder alles mögliche andere machen. Leuten helfen, die Hilfe benötigen.«
Aus den Augenwinkeln sah sie ihn nicken, hätte aber nicht sagen können, ob ihn das wirklich interessierte. Eigentlich war ihr das auch völlig egal.
»Ich weiß nicht«, fuhr Sylvia fort, mehr an Stephen als an Candace gewandt, »irgendwie gefällt mir die Vorstellung nicht. Wenn man sich überlegt, mit was für Abschaum sie da in Kontakt kommen …«
»Nun, es ist ein nobles Anliegen, Mrs Andrews. Sie sollten stolz auf Ihre Tochter sein.«
»Ja, natürlich, natürlich. Das sind wir.«
Klar doch. Ihre Mutter hatte die Studiengebühren nicht mehr zahlen wollen, als Candace das Hauptfach gewechselt hatte, aber ihr Vater hatte ihr das ausgeredet. Was Candace überrascht hatte, weil er normalerweise immer mit ihrer Mutter übereinstimmte, wenn diese meisterhafte Strippenzieherin jeden ihrer Schritte kontrollierte. Dass sie tatsächlich einmal unterschiedlicher Meinung gewesen waren, hatte Candace umgehauen.
»Stephen, ich habe eine großartige Idee«, flötete Sylvia plötzlich. »An dem Wochenende nach der Hochzeit fahren wir in unser Haus am See. Kommen Sie uns doch dort besuchen. Natürlich können Sie gern dort übernachten, wenn Sie keine andere Unterkunft haben.
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