Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas by Balduin Mollhausen
Autor:Balduin Mollhausen [Mollhausen, Balduin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Classics Fiction
veröffentlicht: 2017-03-15T00:00:00+00:00
Zwanzigstes Kapitel
Die Schiffbarkeit und der Charakter des Rio Colorado â Die Eingeborenen an demselben â Deren Verteilung und mutmaÃliche Verwandtschaft â Das nordamerikanische Zivilisationswesen
Wir hatten also die FluÃexpedition beendet. Ehe ich indessen mit der Beschreibung unserer Landreise beginne, berühre ich hier noch einmal in gedrängter Kürze die Resultate unserer Forschungen und Arbeiten.
Schon im Eingang dieses Werks sprach ich mich genauer über die uns gestellte Aufgabe, über die Wichtigkeit der Schiffbarkeit des Colorado sowie auch über den Eindruck aus, den der Reisende empfängt, der diesen Strom auf dem Wasserweg zu erforschen trachtet. Ich gab bereits eine ausführliche Beschreibung der Strecke vom Golf von Kalifornien bis nach Fort Yuma. Auf 180 Meilen oberhalb Fort Yuma ist der Charakter des Stroms fast derselbe wie unterhalb. Nur da, wo das Wasser sich einen Weg durch Hügel und Bergketten hindurch gebahnt hat und deshalb Schluchten und enge Cañons entstanden sind, kann der Kanal des Stroms in bezug auf Schiffbarkeit im allgemeinen als günstig bezeichnet werden. Auf den nächsten 100 Meilen bieten Kiesbänke und Stromschnellen vielfach Hindernisse, die alle früheren an Schwierigkeit übertreffen, doch erleichtern dafür die Strecken, die zwischen diesen liegen, die Schiffahrt mehr als der untere Colorado. Die nächsten 50 Meilen, also die letzte Strecke vor dem Black Cañon, ist der seichten Stellen, der verborgenen Felsen und der sehr starken Stromschnellen bei weitem die gefährlichste, doch sind die Hindernisse, die sich dort aneinanderreihen, nicht derart, daà sie einem wohlkonstruierten Dampfboot es unmöglich machten, mit einer gewissen RegelmäÃigkeit zwischen dem Black Cañon und dem Golf von Kalifornien zu vermitteln.
Inwieweit nun eine Verbindung zwischen dem Golf und dem GroÃen Salzsee der Mormonen auf dem FuÃweg hergestellt werden kann, habe ich in einem früheren Kapitel dargelegt. In den Monaten April, Mai und Juni beginnt der Fluà zu steigen, und diese Zeit ist, solange keine neuen Sandbänke entstehen, die günstigste für die Schiffahrt. Bei niedrigem Wasserstand ist die Geschwindigkeit der Strömung zweieinhalb Meilen in einer Stunde, im Juli dagegen und einige Wochen später, wenn der Fluà um zehn Fuà steigt, vergröÃert sich die Geschwindigkeit bis auf sechs Meilen.
Der schiffbare Teil des Colorado behält die Richtung von Norden nach Süden bei, und der Umfang des kulturfähigen Bodens, den er bewässert, steht in keinem Verhältnis zu dem Strom. Das gröÃere Tal der Mohave-Indianer ist wohl das einzige, das durch seine Lage und Fruchtbarkeit in den Augen der weiÃen Ansiedler einigen Wert erhalten könnte. Wir befanden uns dort im Monat Februar, also im Frühling jener Breiten; das Klima erschien uns wunderbar günstig und gleichsam wohltätig die reine, milde Atmosphäre. Wie ein blauer, zarter Duft lag es auf Berg und Tal, kräftige Bäume mit schwellenden Knospen faÃten den Strom ein, Fruchtfelder schimmerten aus den Ãffnungen in der Baum- und Strauchvegetation hervor, und am Ufer tummelten sich zahlreiche Eingeborene umher, deren wohlgenährte, kräftige und schöne Gestalten auf ein gesundes Klima und auf ein Leben des Ãberflusses deuteten. Die furchtbar sengende Hitze des Sommers in diesem weiten Felsenkessel sowie das ewige Schwanken des Strombettes zwischen den Talufern werden indessen manchen weiÃen Ansiedler von dort
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