Rabe, Michaela by Perfektion

Rabe, Michaela by Perfektion

Autor:Perfektion
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-29T05:38:02+00:00


20

Den Finger bereits auf der Klingel, zögerte Ana. Als sie losgefahren war, war sie noch von ihrer Idee überzeugt gewesen, doch inzwischen war sie sich nicht mehr sicher. Zuerst hatte sie Silver im Department gesucht, doch Debra hatte ihr gesagt, dass er nach Hause gefahren war. Also hatte sie sich seine Adresse geben lassen und war hierhergekommen. Hätte sein Blazer nicht in der Einfahrt gestanden, hätte sie angenommen, dass er gar nicht da war. Das Haus war dunkel und still, ohne jede Spur von Leben. Unbehaglich sah sich Ana unauffällig um. Niemand war zu sehen, die Straße lag verlassen da. Allein der Gedanke, dass Silver vielleicht ihre Hilfe brauchte, bewegte sie schließlich dazu, zu klingeln. Ein lauter Gong hallte durch das zweigeschossige Haus und ließ die Tür leicht vibrieren. Ein paar Sekunden später wurde sie aufgerissen und Ana blickte forschend in Silvers Gesicht, das nur vom schwachen Schein einer Straßenlaterne beleuchtet wurde, weshalb sie nicht mehr von ihm erkennen konnte als zerwühlte Haare, blutunterlaufene Augen und zusammengekniffene Lippen.

„Was tust du hier, Ana?“ Seine leise Stimme war ohne jedes Gefühl, irgendwie ... tot.

„Ich wollte sehen, wie es dir geht und fragen, ob ich dir irgendwie helfen kann.“

Silvers Gesicht blieb unbewegt. „Ich lebe noch. Danke für das Angebot, aber ich glaube nicht, dass du mir helfen kannst, Ana. Stacy und die anderen Frauen sind tot, daran kann niemand mehr etwas ändern.“

Ana spürte Ärger in sich aufsteigen. „Das hatte ich auch nicht angenommen. Ich wollte bei dir sein, mit dir reden, dich ablenken, was immer du brauchst. Aber ich sehe, dass du das gar nicht willst. Entschuldige die Störung.“ Damit drehte sie sich um und ging die kurze Auffahrt hinunter. Ihre eigenen Nerven lagen viel zu blank, um sich noch länger darum zu bemühen, Silver davon zu überzeugen, dass er ihre Hilfe benötigte. Entweder nahm er ihr Angebot an, oder er ließ es. Ana zuckte zusammen, als sich plötzlich Hände auf ihre Schultern legten. Sie blieb stehen. Wärme drang durch ihre Kleidung, als Silver seine Arme um sie schlang und sein Gesicht in ihrem Nacken vergrub.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so abfertigen. Ich gebe derzeit nur keine gute Gesellschaft ab, du solltest dir daher den Gefallen tun und so schnell wie möglich wieder fahren.“

Ana schloss die Augen und seufzte leise. Langsam drehte sie sich zu ihm um. „Ich bin nicht hier, um mich unterhalten zu lassen und das weißt du genau.“

„Ja, vermutlich.“ Silver räusperte sich. „Ich wollte gerade wegfahren, möchtest du mitkommen?“

„Wohin?“

Silver löste sich von ihr. „Das ist egal, aber im Haus kam ich mir wie eingesperrt vor. Vielleicht zum Griffith-Park?“

„Gern. Soll ich fahren?“

Silver warf einen Blick auf ihr Auto. „Glaubst du nicht, dass meines bequemer ist? Ich sitze ungern so eingezwängt.“

„Bist du in der Lage zu fahren?“

„Natürlich, wie sollte ich denn sonst hierher gekommen sein?“

Ana merkte, dass er ihre Frage nicht richtig verstanden hatte. „Das meinte ich nicht. Ich wollte wissen, ob du etwas getrunken hast oder deine Migräne zurückgekehrt ist.“ Von seinem Gefühlszustand gar nicht zu sprechen.

„Weder noch. Ich trinke keinen Alkohol wegen der Migräne.



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