Planet der Sonnen: Roman (German Edition) by Schroeder Karl

Planet der Sonnen: Roman (German Edition) by Schroeder Karl

Autor:Schroeder, Karl [Schroeder, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2011-01-27T23:00:00+00:00


Slew, der oberste Zimmermann, begrüßte Hayden mit einem Kopfnicken, als der sein Bike in den Hangar schob. Der Mann stand bei der Lukenmannschaft. Alle winkten, einer der Leute lächelte Hayden sogar zu.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass es, als er von seinem Suchflug zurückkehrte, beim Öffnen der Luke nicht die übliche Verzögerung gegeben hatte.

Was hatte das alles zu bedeuten?

Hayden hatte auf eigenen Wunsch hin zehn Stunden in der Luft verbracht und war todmüde. Alle Bikes der Krähe waren unterwegs, um nach den Piraten zu suchen; bisher hatte man noch keine Spur von ihnen gefunden. Dentius und seine Kumpane waren kurzerhand verschwunden, nachdem sie sich bei den Verhandlungen zur Truppenentflechtung einen kleinen Vorsprung gesichert hatten. Auch von den anderen Schiffen war keines mehr zu sehen gewesen; Travis vermutete einen Schlupfwinkel irgendwo zwischen den Eisbergen.

Veneras Rennmaschine war von Einschusslöchern durchsiebt und machte beim Fliegen sonderbare Pfeifgeräusche. Aber sie brachte nach wie vor die erforderliche Leistung. Das Bike entwickelte allmählich so viel Charakter, dass Hayden das Bedürfnis verspürte, ihm einen Namen zu geben.

»Herr, lassen Sie mich das machen.« Ein Angehöriger der Lukenmannschaft, dessen Namen er nicht kannte, griff zu und half ihm, das Bike an den Windenarm zu hängen. Hayden blinzelte ihn verwundert an.

»Danke.« Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte, also nickte er der Mannschaft nur kurz zu und verließ den Hangar. Die Krankenstation befand sich am Ende des Schiffes, und dorthin begab er sich nun.

Im Schein von Laternen zeichnete sich eine kleine Gruppe von Fliegern ab. Sie umdrängten den viereckigen Kasten, der als Krankenstation diente. Vielleicht ein Todesfall, dachte Hayden – und plötzlich überfiel ihn die Angst, und er bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch die Menge.

Aber nein, er hörte Martors Stimme schon lange, bevor er die Tür erreichte. Der Junge war wach, und er redete. Und mehr als das: Seine Stimme wanderte auf und ab, und er spielte mit der Lautstärke wie ein erfahrener Märchenerzähler.

»… und da hatten wir nun diesen Sack voller Minen. Und Hayden sagt: ›Komm, die nehmen wir und sprengen damit die Eisberge!‹ Also schlängelten wir uns durch die restlichen Minen – Wrumm, Wrumm – und sind in den Wolken. Und auf einmal, ich denke, mich trifft der Schlag, kommt doch da diese grässliche Riesenwand aus Eis aus dem Nebel auf uns zu. Wird nur von diesem winzigen Flaschenhals an der Wand der Welt festgehalten, und Hayden sagt: ›Schick sie los!‹, und ich tu, was er sagt. Wrumm! – Wamm! Das haut rein.«

»Ich werde in meinem Bericht vermerken«, ließ sich der Arzt trocken vernehmen, »dass der junge Martor durch ein Übermaß an Handbewegungen zu Tode kam.«

»Ja«, rief jemand über das Gelächter hinweg, »spring nicht so viel herum, Junge. Ich möchte hören, wie die Geschichte ausgeht.«

Hayden blieb an der Tür stehen und wusste nicht, ob er eintreten sollte. Es gefiel ihm nicht, das Martor die ganze Zeit über ihn geredet hatte, obwohl das vielleicht erklärte, warum die Lukenmannschaft eben so höflich gewesen war.

Mit einem Mal kamen ihm Bedenken. Was mochte der Junge wohl alles erzählt haben? Er tippte den Mann, der in der Tür schwebte, auf die Schulter.



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