Perdido Street Station by China Mieville

Perdido Street Station by China Mieville

Autor:China Mieville
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Tags: Fantasy
ISBN: 9783641141707
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-03-09T23:00:00+00:00


31

Isaac nickte, als hätte er die Antwort erwartet. Er wollte weiterfragen, aber ihr Blick war bereits abgeirrt.

»Die Träume«, sagte sie, »die Träume haben mir verraten, dass sie ausgebrochen sind. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber es beweist, dass es keine gute Idee war, sie meistbietend zu versteigern, oder nicht?« Verzweifelter Triumph machte ihre Stimme dünn und hoch. »Für Vermishank ein Schlag ins Kontor!«

Isaac fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Natürlich, dachte er nüchtern in einem Winkel seines Gehirns. Passt ins Bild, dass er seine Finger in der Sache hat. Ein anderer Teil seines Ichs schrie innerlich. Die Fäden seines Lebens umschnürten ihn wie ein unnachgiebiges Netz.

»In welcher Weise hat Vermishank damit zu tun?«, erkundigte er sich vorsichtig. Er merkte, dass Derkhan ihm einen forschenden Blick zuwarf. Ihr sagte der Name nichts, aber für Isaac hatte er offensichtlich eine Bedeutung.

»Er ist der Chef«, antwortete Barbile verwundert. »Er ist der Leiter des Projekts.«

»Aber er ist Biothaumaturg, weder Zoologe noch Theoretiker. Wieso er?«

»Biothaumaturgie ist sein Spezialgebiet, aber nicht seine einzige Disziplin. Er fungierte hauptsächlich als Administrator. Er hat den Bereich biologischer Gefahren unter sich: Remaking, experimentelle Waffen, räuberische Organismen, Seuchen …«

Vermishank war der Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität von New Crobuzon. Eine wichtige, prestigeträchtige Position. Undenkbar, damit jemanden zu belehnen, der der Regierung kritisch gegenüberstand. Doch Isaac dämmerte, dass er Vermishanks Beziehungen nach oben unterschätzt hatte. Er war mehr als nur ein Jasager.

»Vermishank hat die – Gierfalter verkauft?«, fragte er weiter.

Barbile nickte. Draußen war Wind aufgekommen, der an den Fensterläden rüttelte. Mr. X schaute sich nach dem Klappern um, die anderen konzentrierten sich auf Barbile.

»Ich nahm mit Flex Verbindung auf, weil ich fand, es war nicht recht«, sagte sie. »Aber etwas ist schiefgegangen – die Falter sind entwischt. Die Götter allein wissen wie.« Ich weiß wie, dachte Isaac grimmig. Meine Schuld. »Habt ihr eine Ahnung, was es bedeutet, dass sie los sind? Wir sind nichts anderes als Beute für sie. Und wegen des Artikels im Lauffeuer dachte die Miliz, Flex hätte etwas damit zu tun – und von ihm kommen sie dann früher oder später auf mich …« Barbile brach wieder in Tränen aus. Derkhan wandte angewidert den Blick ab; sie musste an Ben denken.

Mr. X ging zum Fenster, um die Läden festzumachen.

»Möglich, aber wir wollen nur wissen …« Isaac bemühte sich, seine Gedanken zu sortieren. Es gab tausend Dinge, die er gern gefragt hätte, aber dieser eine Punkt war wichtiger als alles andere. »Doktor Barbile – wie kann man sie wieder einfangen?«

Barbile schüttelte den Kopf. Ihr Blick wanderte zwischen Isaac und Derkhan hin und her, die zu ihr herabgebeugt standen wie besorgte Eltern, vorbei an Lemuel, der sich abseits hielt, als ginge ihn das Ganze nichts an, und fand Halt am breiten Rücken von Mr. X, der das Fenster ein wenig geöffnet hatte und den Arm hinausstreckte, um nach den Läden zu greifen.

Er stand ganz still und schaute nach draußen.

Magesta Barbile sah über seine Schulter hinweg eine flackernde Melange mitternächtlicher Farben.

Ihre Augen wurden starr. Ein unsäglicher Schreck schnürte ihr die Kehle zu.



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