Pädagogik bei Verhaltensstörungen by Bernd Ahrbeck Marc Willmann & Marc Willmann

Pädagogik bei Verhaltensstörungen by Bernd Ahrbeck Marc Willmann & Marc Willmann

Autor:Bernd Ahrbeck, Marc Willmann & Marc Willmann [Ahrbeck, Bernd]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783170277625
Herausgeber: Verlag W. Kohlhammer
veröffentlicht: 2014-10-23T22:00:00+00:00


Methodische Probleme und Grenzen

Der Prozess des Szenischen Verstehens wurde idealtypisch in zwei zeitlich nacheinander und getrennt ablaufende Phasen der Teilhabe und Distanzierung gegliedert. Realistischer ist es wohl, den Verstehensprozess als ein „Oszillieren [...] zwischen unmittelbarer Teilhabe und distanzierender Reflexion“ (Trescher 1987a, 207) zu beschreiben, der in ein immer differenzierter werdendes Verstehen einmündet.

Eine grundlegende Schwierigkeit besteht darin, in problematischen Beziehungsprozessen Gegenübertragungen von eigenen Übertragungstendenzen zu unterscheiden. Ahrbeck und Scobel (1995) zeigen auf, wie unbewältigte Lebensthemen der Lehrkräfte eine pädagogisch förderliche Interaktion mit ihren Schüler/innen erschweren. Ebenso kann der Verstehensprozess durch dominierende eigene Übertragungstendenzen deformiert werden, wie zum Beispiel eine unbewusste Konkurrenz mit anderen wichtigen Bezugspersonen.

Desgleichen ist es nicht immer einfach zu entscheiden, ob eine Übertragung vorliegt oder ob die Ursache des Erlebens und Verhaltens eines Kindes nicht ganz im „Hier und Jetzt“ der Interaktion zu suchen ist.

Der verständliche Wunsch nach Reduktion der Komplexität des Verstehensprozesses birgt die Gefahr, den Verstehensprozess auf das jeweilige Kind und seine Psychodynamik zu begrenzen und die Beteiligung anderer Personen wie auch der Gruppensituation und des organisatorischen Settings außer Acht zu lassen.

Eine weitere Schwierigkeit besteht in der Ableitung pädagogischer Interventionen aus dem Szenischen Verstehensprozess. Es trifft sicher zu, dass jedem Handeln ein bestimmtes bewusstes oder unbewusstes Verständnis der Situation vorausgeht und dass Veränderungen des Verständnisses zu veränderten Handlungen führen können, aber nicht müssen. Realistischer ist es wohl anzunehmen, dass das erzielte Verständnis der Szene die Wahrscheinlichkeit erhöht, passende Interventionen zu finden. Szenisches Verstehen allein genügt aber nicht. Es enthebt nicht von der Notwendigkeit, arbeitsfeldspezifische Handlungskonzepte und Kompetenzen anzueignen.



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