Owen Todtsteltzer 06 - Todtsteltzers Erbe by Green Simon R

Owen Todtsteltzer 06 - Todtsteltzers Erbe by Green Simon R

Autor:Green, Simon R. [Green, Simon R.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-04T00:00:00+00:00


KAPITEL VIER

SCHRECKEN IN DER NACHT

Emma Stahl, der neueste Paragon von Logres, Beschützerin der Schwachen und Rächerin der Geschädigten, stand am frühen Morgen ungeduldig auf dem Dach ihres Wohnblocks, und der schwere Purpurmantel umflatterte sie geräuschvoll im böigen Wind. Sie wartete auf Finn Durandal. Sie wartete schon seit fast einer Stunde und war nicht in bester Stimmung. Schlimm genug, dass Finn ihr in den zurückliegenden Tagen ständig ausgewichen war, ehe er schließlich einwilligte, ihr wenigstens einmal die Hauptstadt zu zeigen; jetzt schien es jedoch, als könnte man von ihm nicht mal erwarten, pünktlich zu dem Zeitpunkt zu erscheinen, auf dem er selbst bestanden hatte. Emma, die nie zu irgendetwas zu spät kam, betrachtete Finns Ausbleiben als persönliche Beleidigung. Sie war bereits über Entrüstung und geplante Gegenkränkungen hinaus und debattierte derzeit mit sich, an welcher Seite des Daches es wohl den meisten Spaß machte, Finn herunterzustoßen. Niemand beleidigte Emma Stahl und kam auch noch damit durch!

Sie schäumte schweigend vor sich hin, die Arme fest auf der gepanzerten Brust verschränkt, und tappte bedrohlich mit einem Fuß. Dabei war auch nicht hilfreich, dass sie verdammt sicher war, des Durandals Einwilligung zu diesem Treffen nur deshalb erhalten zu haben, weil die Medien in immer nachdrücklicherem Ton die Frage aufwarfen, warum sich Finn noch nicht mit der neuen Partnerin zusammengetan hatte – besonders seit beide bei dem Neumenschen-Aufruhr so gut gemeinsam gekämpft hatten. Emmas Mund wurde noch schmaler, während sie diesem Gedanken nachhing. Viel an diesem Aufruhr bereitete ihr Kopfzerbrechen.

Zunächst hatten die schiere Bösartigkeit und Gewalttätigkeit sie bis ins Mark erschreckt. Emma war an Gewalt gewöhnt; schließlich war sie auf Nebelwelt aufgewachsen, wo Körperverletzung als alltäglicher Vorfall galt. Aber … Zivilisten, die sich gegen Paragone wandten? Die Paragone töteten, ihre eigenen geliebten Beschützer, und das in der angeblich zivilisiertesten Stadt auf dem zivilisiertesten Planeten des Imperiums? Falls man sich nicht darauf verlassen konnte, dass sich die Einwohner von Logres vernünftig und gesittet benahmen, dann konnte man sich auf gar nichts mehr verlassen. Womöglich nicht mal mehr auf den legendären Finn Durandal. Emmas Stirnrunzeln vertiefte sich zu einer ausgesprochen finsteren Miene.

In diesen Augenblicken der Verwirrung, als sie sich einen Weg durch die wütende Menge freigehauen hatte, um an Finns Seite zu kämpfen … sicherlich hatte sie dort nicht wirklich gesehen, was sie gesehen zu haben glaubte: dass der große und legendäre Held Finn Durandal nur zum Schein kämpfte, nur so tat, als duellierte er sich mit den bewaffneten Männern vor ihm. Sicher, nachdem sie erst mal zu ihm gestoßen war, erlebte sie mit, wie er die Aufrührer mit großem Geschick und großer Tüchtigkeit niedermachte, ohne einen Hauch von Unentschlossenheit oder Gnade zu zeigen. Emma kam sich schon illoyal vor, wenn sie nur über die Möglichkeit nachsann, dass der vorangegangene Kampf vielleicht nicht in allen Punkten das gewesen war, was er vorgab. Sie musste jedoch einräumen, dass der tatsächliche Finn Durandal in vielerlei Hinsicht gar nicht dem gefeierten Helden ähnelte, dessen Abenteuer sie dazu inspiriert hatten, der erste und einzige Paragon von Nebelwelt zu werden.

Nach Logres zu gehen, das war ihr größtes Ziel gewesen.



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