Nackte Tatsachen by Craig Seymour

Nackte Tatsachen by Craig Seymour

Autor:Craig Seymour
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: schwul, gay, Stripper, Table Dance, Männer, Liebe, Roman, Sexarbeiter, Sexworker, Biografie, Biographie, Autobiografie, Autobiographie
Herausgeber: Bruno Gmünder
veröffentlicht: 2013-11-15T00:00:00+00:00


Aber Prostitution war nicht meine einzige Obsession, wenn es um Sex gegen Bezahlung ging. Seit ich wusste, dass es Typen gab, die ihr Geld damit verdienten, vor der Kamera zu ficken, wollte ich einer dieser glücklichen Joes oder Jons oder Dillons oder Mavericks sein. Ich glaube, Pornostars faszinierten mich aus demselben Grund wie Prostituierte. Sie schienen mir umgeben von einer Aura sexueller Macht, und ich war gierig darauf herauszufinden, wie sich das anfühlte. Einer der Vorteile am Strippen war nun, dass ich viele Pornostars traf, die in die Stadt kamen, um aufzutreten. Ich konnte sie mir in der Umkleide ganz in Ruhe anschauen – und auch herausfinden, ob die Kamera nicht nur dick macht, sondern Schwänze auch länger erscheinen lässt. Außerdem hatte ich so die Gelegenheit, sie mit meinen Fragen über das Pornogeschäft zu löchern.

Meine Vorstellung davon, was es bedeutet, Pornostar zu sein, hatte sich ziemlich gewandelt, seit ich mit dem Tanzen begonnen hatte. Als ich, vor all den Jahren, Joey Stefanos Auftritt im ›La Cage‹ besuchte, hatte ich mir noch ausgemalt, wie er erster Klasse in die Stadt geflogen war, vielleicht sogar in seinem eigenen Privatjet, und wie eine Limousine ihn dann vom Flughafen zu seinem Luxusapartment im Watergate Hotel chauffiert hatte. Der Wagen wartete auf ihn, während er sich auf seinen Auftritt vorbereitete – ich stellte mir vor, dass zu seinem Ritual wenigstens Yoga, eine eigene Masseurin und ein Bad in Evian und Lavendel gehörte – und fuhr ihn dann in die Clubs, wobei der Chauffeur darauf achtete, das Gespräch mit Joey nicht abreißen zu lassen, damit dieser nicht bemerkte, wie heruntergekommen die Stadtviertel waren, durch die sie ihr Weg führte. Aber ich hatte bald herausgefunden, dass das Tourleben für die meisten nur Greyhound-Busse, Billigflüge und Zimmer in dubiosen Absteigen bedeutete.

(Joeys Drogentod im Jahr 1994 führte mir aber auch vor Augen, dass das Pornogeschäft definitiv eine dunkle Seite hat.)

Eines Sonntags sollte ich im ›Follies‹ mit einem aufstrebenden Pornostar namens Clay Maverick zusammenarbeiten. Ich hatte noch nie von ihm gehört, aber als ich ihn traf, blieb mir fast die Luft weg. Er hatte den schlanken Alabasterkörper eines griechischen Schönheitsgottes und ein Gesicht, das ihn für eine Rolle als Superman prädestinierte. Hätte ich vorher gewusst, wie umwerfend er aussah, wäre ich in eine Videothek gegangen, um seinen Körper etwas ausgiebiger studieren zu können.

Nach meinem Mittagsauftritt war ich auf dem Weg nach draußen, um mir etwas zu essen zu holen, als ich ihn gelangweilt in der Lobby herumsitzen sah. Im Fernsehen lief Golf.

'Hey, kann ich dich irgendwohin mitnehmen?'

'Ja, sehr gerne', sagte er. 'Es wäre klasse, wenn du mich an meinem Hotel absetzen könntest. Ich wollte kein Geld für ein Taxi verschwenden.'

'Klar', sagte ich. 'Ich wollte gerade Essen gehen. Wenn du willst, kannst du mir ja Gesellschaft leisten.'

'Cool', sagte er.

Es fühlte sich surreal an, sich mit ihm zu unterhalten. Ich, der linkische Doktorand, bringt einen echten Pornostar in sein Hotel und lädt ihn dann zum Essen ein. Das war einfach bizarr.

Wir stiegen in den roten Neon, den Seth und ich uns im letzten Jahr gekauft hatten, und machten uns auf den Weg.



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