Modehaus Haynbach--Glanzvolle Zeiten by Elaine Winter

Modehaus Haynbach--Glanzvolle Zeiten by Elaine Winter

Autor:Elaine Winter [Winter, Elaine]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-7063-8
Herausgeber: beHEARTBEAT
veröffentlicht: 2020-02-15T00:00:00+00:00


15

Schloss Haynbach, Wallburg, Mai 1953

Mabelle schlenderte durch den Park von Schloss Haynbach. Es war ein stürmischer Morgen. Der Wind raschelte im frischen grünen Laub der Bäume und jagte dicke Wolken vor sich her. Noch regnete es jedoch nicht, und Mabelle hoffte, dass es so blieb, denn sie hatte keinen Schirm bei sich.

Sie war erst gegen Mitternacht auf dem Schloss angekommen, da ihre Abreise aus Paris sich aus verschiedenen Gründen verzögert hatte. Anstelle des Vormittagszugs hatte sie letztlich einen Anschluss am Nachmittag gewählt. Der Abend mit Luc Guérin war lang gewesen, und am nächsten Morgen hatte sie zum Abschied mit Gigi in einem kleinen Bistro gefrühstückt. Sie hatten gelacht und geplaudert, doch als es für Mabelle Zeit gewesen war zu gehen, war Gigi unvermittelt in Tränen ausgebrochen.

»Ich werde dich schrecklich vermissen«, hatte sie geschluchzt. »Am liebsten würde ich mit dir fahren. Hier ist es so … hoffnungslos.«

Mabelle hatte gewusst, dass es um Gigis unerwiderte Liebe zu Luc Guérin ging. Sie hatte der Freundin spontan vorgeschlagen, in München bei ihrer Schwester als Hausmannequin zu arbeiten. Schließlich würde Viktoria jemanden zusätzlich brauchen, wenn Mabelle häufiger unterwegs war.

Sie hatte Gigi die Adresse des Münchner Modehauses aufgeschrieben, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, dass sie es wirklich über sich bringen würde, Guérin zu verlassen. Aber auf diese Weise hatte sie eine Möglichkeit, über die sie nachdenken konnte.

Zudem beruhigte es Mabelles Gewissen, Gigi diesen Ausweg anzubieten. Nicht nur, weil sie mit Luc Guérin ausgegangen war, was Gigi sich wohl seit Jahren vergeblich wünschte, sondern auch weil durch ihre Anwesenheit im Atelier die Dinge auch für die Freundin schwieriger geworden waren. Die Direktrice hatte ihre Abneigung gegen Mabelle auf Gigi übertragen, auch weil sie diejenige war, die Mabelle stets geholfen hatte.

Sobald sie mit Viktoria telefonierte, würde sie ihr erzählen, was für ein wunderbares Hausmannequin Gigi sein würde. Falls sie tatsächlich jemals nach München kommen würde. Bis dahin wäre Mabelle wahrscheinlich längst ebenfalls wieder zu Hause in Starnberg.

Mabelle schrak aus ihren Gedanken hoch, als einige Meter entfernt die Dogge ihres Großvaters auftauchte. Erstaunt stellte sie fest, dass es nur ein winziger Schreck war, weil Amico noch größer war, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte.

Sie sah sich suchend um, doch der junge Schreiner war nirgends zu sehen. Amico schien sich zu erinnern, dass sie ihm unter Claus’ Anleitung nicht erlaubt hatte, zu dicht an sie heranzukommen. Er blieb eine gute Armlänge entfernt stehen und sah sie abwartend an.

Mabelle zögerte kurz. »Na, komm schon her«, sagte sie dann mutig.

Sofort trottete Amico an ihre Seite und hielt den Kopf so, dass er ihre herabhängende Hand berührte. Ihre Finger bewegten sich ganz von selbst und kraulten ihn an jener Stelle hinter den Ohren, wo es ihm so gut gefiel.

»Wo ist denn Claus? Zeig mir, wo er ist«, forderte sie den Hund nach einer Weile auf.

Amico sah sie an, zog die Lefzen zurück, als würde er grinsen, und wedelte mit dem Schwanz. Eine Antwort blieb er ihr schuldig.

»Dann zeige ich dir, wo er wahrscheinlich ist.« Entschlossen ging sie weiter. Der Hund lief neben ihr her.



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