McCloud 09 - An der Schwelle des Todes by McKenna Shannon

McCloud 09 - An der Schwelle des Todes by McKenna Shannon

Autor:McKenna, Shannon [McKenna, Shannon]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783802593895
Google: zdXXnQEACAAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: Egmont LYX
veröffentlicht: 2014-07-02T22:00:00+00:00


18

Miles parkte den Wrangler vor dem verwilderten Rasen des alten viktorianischen Hauses, das Joseph Kirk gehörte. Er versuchte schon seit sieben Uhr morgens, den Mann an die Strippe zu kriegen. Es war früh, es war unhöflich, aber scheiß drauf, hier ging es um Aaros Freundin. Und Aaro brauchte eine Freundin. Wenn sie ihm so wichtig war, dass er für sie Kopf und Kragen riskierte, dann war sie definitiv die Richtige.

Er starrte zu dem Haus hoch. Er hatte sich Kirks Porträtfoto auf der Webseite des Wentworth Colleges angeschaut. Ein aufgeblasener emeritierter Professor. Er sah nicht schlecht aus, hatte ein spitzes Freud-Bärtchen und offenbar eine Vorliebe für diese nervige Pose, wo man das Kinn zwischen Daumen und gekrümmten Zeigefinger klemmte – diese »Verneigt euch vor meiner Weisheit, ihr Ahnungslosen«-Pose. Miles hatte Jahre in der akademischen Welt zugebracht. Er konnte Affektiertheit kilometerweit riechen.

Trotzdem war er froh über diesen Auftrag, weil er ihn aus dem Tempel aus Bäumen herausführte, den Aaro sein Zuhause nannte. Für Aaro zu arbeiten war okay, wenn man sich erst mal an seine grobe Art gewöhnt hatte. Der Mann war anspruchsvoll und sagenhaft klug. Und Miles arbeitete gern für kluge Leute.

Die McClouds und auch Seth waren immer noch stocksauer, weil Miles sie im Stich gelassen hatte, aber er musste sich einfach mehr als dreihundert Kilometer entfernt von Cindy Riggs aufhalten. Cindy war vor ein paar Monaten zu der großen Konzerttour eines aufstrebenden alternativen Rockmusikers aufgebrochen und als dessen Konkubine zurückgekehrt. Sie hatte Miles mit unerträglichen Plattitüden zu beschwichtigen versucht. Es tut mir ja so leid, Miles! Ich liebe dich auch, aber meine Liebe zu Aengus hat einfach wie der Blitz eingeschlagen.

Er war selbst schuld, dass er sich so lange eingebildet hatte, bei ihr schlummerten irgendwo verborgene Tiefen. Cindy war ein flatterhaftes Mädchen. Fast könnte sie einem leidtun. Es lohnte sich nicht, deswegen wütend zu sein. Trotzdem war er es – und wie.

Sie verdiente es nicht, dass er so viele Gedanken an sie verschwendete. Er bezweifelte, dass Cindys Liebelei von Dauer sein würde, aber er wollte verdammt sein, wenn er auf sie wartete, um anschließend den Trostspender zu spielen. Brich zu neuen Ufern auf, Mann. Vergiss die Alte.

Darum war er hierhergekommen, um für Aaro zu arbeiten, als würde er der französischen Fremdenlegion beitreten, um seine tragische Vergangenheit zu vergessen. Finanziell lohnte es sich allemal, denn Aaro bezahlte ihn gut für etwas, das er ansonsten vermutlich auch gratis den ganzen Tag lang getan hätte. Das einzige Problem an seinem Leben in Aaros Kommandostelle nördlich von Sandy, Oregon, war, dass die Situation stark an sein früheres Leben im Keller seiner Eltern erinnerte. Ebenso gut könnte er sich ein großes V für »Verlierer« auf die Stirn tätowieren. Er hatte dort niemanden zum Reden, außer Bäume und Eichhörnchen. Und sich selbst.

Er musste seinen Hintern dort rausschaffen und sich ein Sozialleben aufbauen. Er und Aaro waren sexlose Einsiedlerroboter, gefangen im Cyberspace. Er kroch nur aus seinem Computer heraus, um zu schlafen – meistens tagsüber –, um in Aaros Fitnessraum zu trainieren oder um bis zum Kollaps durch den Wald zu sprinten.



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