Make it count - Sommersturm by Carrie Price

Make it count - Sommersturm by Carrie Price

Autor:Carrie Price [Price, Carrie]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
Herausgeber: CreateSpace Independent Publishing Platform
veröffentlicht: 2014-08-27T04:00:00+00:00


Patrick

Die Kühle des Ozeans ist genau das, was ich jetzt brauche, um meine Schaltkreise nicht durchbrennen zu lassen. Wütend tauche ich meine Arme ins Wasser und lasse den Hafen, Jen und Kevin hinter mir. Die Bilder spielen sich dennoch wie eine Endlosschleife in meinem Kopf ab: Kevin küsst sie und Jen weicht nicht zurück. Sie lässt sich von ihm küssen! Dabei muss sie doch bemerkt haben, dass ich die beiden sehen kann. Unsere Blicke waren ineinander verschlungen ‒ so wie immer, wenn wir uns ansehen. Ich weiß sehr gut, wie es sich anfühlt, wenn man sich Dinge einbildet. Wenn man unbedingt glauben möchte, das etwas so und nicht anders ist. Dann ergibt es aber nie eine komplette Emotion. Man hat nie das Gefühl, ein ganzes Bild malen zu können, symbolisch ausgedrückt. Details fehlen, werden erfunden und fühlen sich eben auch genau so an: erfunden. Jens Berührungen, ihr Blick, der Duft ihrer Haut, der Klang ihres Lachens … Nein, das habe ich mir doch nicht alles einbilden können! Doch manchmal ist es so mit den Gefühlen, dann sind sie blöde, menschliche Schwächen: Wir wünschen uns etwas so sehr, dass wir glauben, es könnte wirklich in Erfüllung gehen. Eigentlich hatte ich mir geschworen, diesen Fehler nicht ein zweites Mal zu begehen.

Meine Arme fühlen sich schwer an. Ein brennender Schmerz jagt durch die Muskeln, als ich mich aufsetze und meinen Blick über den ruhigen Atlantik vor mir schweifen lasse. Wie weit kann ich wohl paddeln? Kann ich nicht einfach mein Boot schnappen? Kann ich nicht all das ein für alle Mal hinter mir lassen? Die glatte, glitzernde Oberfläche steht in herbem Kontrast zu den Gefühlen in meinem Inneren, die sich zu einem ausgewachsenen Sommersturm entwickeln könnten. Wieso können wir Menschen in der Stadt nicht so gut nachdenken? Wer einmal hier draußen war, der wird verstehen, was ich meine. Nur hier findet man die Ruhe, um seine Gedanken zu hören und sie zu sortieren. Für mich wird es höchste Zeit, zu sortieren – und zwar auszusortieren.

Ich rolle mich auf den Rücken, spüre den leichten Wellengang, der mein Brett mal wieder in Richtung Hafen treibt, bevor der Ozean es sich im nächsten Moment anders überlegt und mich wieder ein Stück hinauszieht. Ungefähr so fühle ich, wenn ich an Jen denke. Aber ich will mich jetzt nicht an sie erinnern. Ich will an gar nichts denken. Mit geschlossenen Augen bleibe ich hier, gespannt darauf, was als nächstes passieren wird. Ein Tiefschlag des Lebens oder ein hoffnungsvoller Ausblick auf die Zukunft …?

Als ich fast vierzig Minuten später die Augen wieder öffne, weiß ich noch immer nicht, was ich tun werde. Ich weiß nur, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als eines Tages den Hafen zu finden, der mein Zuhause werden könnte. Oceanside erwacht in der Morgensonne und erinnert mich sehr an eine Postkartenansicht. Eine von den Ansichten, die ich mir früher immer in der Realität gewünscht habe. Nicht als Karte im Briefkasten, sondern als Anblick, jeden Morgen, von meinem Boot aus. Darauf sollte ich mich besinnen: auf meinen Traum! Damals wie heute … Jen, das ist nur eine Ablenkung.



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