Mademoiselle de Maupin by Théophile Gautier

Mademoiselle de Maupin by Théophile Gautier

Autor:Théophile Gautier [Gautier, Théophile]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historische Erotikliteratur
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


O Du reine edle Maid! Wenn du wüßtest, was im Wirtshaus vor fremden Menschen ins Blaue hinein der von dir redet, der dir am teuersten ist auf Erden! Alles gabst du ihm hin! Und er? Schamlos entkleidet er dich und liefert dich nackt den frechen Blicken seiner bezechten Genossen aus. Währenddessen schaust du in Sehnsucht, das Kinn in der Hand gestützt, in der Richtung aus, in der er wiederkehren soll.

Käme jemand und sagte dir, daß dein Freund, vierundzwanzig Stunden nach dem Abschied von dir, einer unwürdigen Magd Liebe vorschwatzt und mit ihr ausmacht, die Nacht bei ihr zu verbringen, so würdest du erwidern, es sei erlogen, und es nicht glauben. Vielleicht würdest du nicht einmal deinen eigenen Augen und Ohren Glauben schenken. Und doch ist es so.

Die Unterhaltung, toll und zügellos, zog sich den ganzen Abend hin. Aus allen den übertriebenen Scherzen und oft schmutzigen Witzen spreizte sich ungeheuchelte gründlichste Verachtung der Frau. An diesem einzigen Abend lernte ich mehr als aus einer Wagenladung moralisierender Bücher.

Die ungeheuerlichen unerhörten Dinge, die ich da vernahm, prägten meinem Gesicht einen Anflug von Schwermut auf. Meine Zechgenossen bemerkten es und versuchten, meinen Ernst auf verbindliche Weise zu verscheuchen. Meine Heiterkeit kehrte aber nicht wieder. Ich hatte die Männer wohl im Verdacht gehabt, nicht so zu sein, wie sie sich vor uns geben; daß sie aber so viel anders waren, als sie schienen, hatte ich nicht geglaubt. Erstaunen und Widerwillen waren gleich groß in mir.

Ich wünschte jedem schwärmerischen jungen Mädchen nur eine halbe Stunde solcher Unterhaltung. Das wird sie für immer heilen und besser wirken als alle mütterlichen Ermahnungen.

Die einen rühmten sich, so viele Frauen haben zu können, wie ihnen gefiele; sie brauchten nur ein einziges Wort zu sagen. Die andern teilten sich Mittel und Wege mit, zu einer Geliebten zu kommen. Sie redeten hin und her über die Taktik bei der Bestürmung der Tugend. Etliche machten die Frauen lächerlich, deren Liebhaber sie waren, und nannten sich die größten Einfaltspinsel auf Erden, daß sie sich an offensichtliche Dirnen gehängt hätten. Alle schätzten sie die Liebe sehr niedrig ein.

So sehen also die Gedanken aus, die sich hinter dem schönen Getue der Männer verbergen! Man hält es kaum für möglich, daß das die nämlichen Wesen sind, erst so ergeben und beflissen. Nach ihrem Siege über uns heben sie keck das Haupt und treten schamlos in den Staub, was sie eben noch von fern demütiglich angehimmelt! Wie grausam sie sich für ihre vorübergehende Unterwerfung rächen! Wie teuer lassen sie sich ihre Aufmerksamkeiten bezahlen! Mit wie vielen Kränkungen wiegen sie die Verse auf, die sie gedrechselt! Welch sinnlose Roheit im Denken und Reden! Welch unvornehme Angewohnheiten und welch taktloses Benehmen! Eine völlige Umwandlung, die gewiß nichts zu ihren Gunsten sagt! Wieviel ich auch vorausgeahnt, es stand weit hinter der Wirklichkeit zurück.

Traumesglück, blaue Blume mit dem Goldherz, du öffnest dich, im weichen Lenzeswind, voll süßen Duftes und glitzernden Taus, unter lichtem Frühlingshimmel. Deine zarten Wurzeln, tausendmal feiner als das Seidenhaar einer Fee, senken sich tief in unsre Seele, um unser reinstes Ich zu trinken.



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