Lust auf Lust - Intime Gestaendnisse by Renske de Greef

Lust auf Lust - Intime Gestaendnisse by Renske de Greef

Autor:Renske de Greef
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: PeP eBooks


Ich sehe es sofort, als ich hereinkomme. Meine Bilder von funkelnden Präzisionsschneidewerkzeugen werden sofort verdrängt durch den ungeheuer großen Spiegel, den er sich stolz an die Wand gehängt hat. Und dann auch noch an einem äußerst strategischen Platz. Nämlich direkt neben seinem Bett. »Schatz …«, sage ich überrascht und ein bisschen überwältigt. So viel Fantasie hatte ich ihm nie zugetraut. »Bist du jetzt extra zu Ikea geradelt, um einen Pornospiegel für uns zu besorgen?«

»Na ja, eigentlich nicht. Ich hatte ihn gekauft, weil ich sowieso mal einen Spiegel haben wollte. Und da hab ich mir diesen Platz ausgedacht. Komm, leg dich mal aufs Bett.«

Ich lasse mich zum Bett führen. Ein verstohlener Seitenblick. Da bin ich, nicht zu übersehen. Ich versuche, nicht allzu sehr daran zu denken, aber ständig linse ich kurz durch meine Wimpern zu mir selber hin.

Ich finde es jetzt schon komisch und küsse meinen Freund, während ich mit einem schrägen Blick zu uns rübersehe. Der reagiert begeistert auf diese Annäherung, die ohne Zweifel nahtlos an das anschließt, was er sich vorgestellt hatte. Während wir uns ausziehen, versuche ich, nicht hinzusehen, aber das ist verlorene Liebesmüh. Auch wenn ich noch nicht so recht weiß, was ich davon halten soll, was ich da sehe, gucke ich doch hin. Meine Aufmerksamkeit wird sozusagen vom Spiegel aufgesaugt, der unbarmherzig aber doch wahrheitsgetreu meinen Körper zeigt. Es ist eigentlich das erste Mal, dass ich mich von dieser Seite betrachte. Es ist komisch. Aber es hat eindeutig was.

Die Zeit des unschuldigen Sich-Ausziehens und Betrachtens ist vorbei. Wir fangen an, uns zu lieben, und wieder wird mein Blick zum Spiegel hingezogen. Fasziniert betrachte ich unsere Bewegungen. Wie Narziss werde ich süchtig nach meinem Spiegelbild. Undeutlich denke ich, was für ein schrecklicher Egotripper ich doch sein muss.

Aber dann stelle ich noch eine Veränderung an mir fest. Ich will nicht nur das Spiegelbild dessen sehen, was wir gerade machen. Ich will selber Bilder machen. Dinge tun, weil da ein Spiegel hängt. Ungefähr zur selben Zeit fangen wir an, darauf zu achten. Wir vögeln ästhetisch. Wir machen unseren eigenen Porno. Wir sehen den andern in den Spiegel gucken und lassen uns vom Blick des andern antreiben. Er sieht mich nicht mehr direkt an, er sieht mich im Spiegel an. Mein Spiegelbild. Ich drapiere meine Haare, so dass sie schön fallen. Ich sehe ihn an, als ich ihm einen blase. Ich strecke meine Füße, lege mir die Hände auf die Brüste. Unser Sex ist nicht mehr einfach nur für uns selbst, es ist so, als würde noch jemand zugucken. Der Spiegel.

Danach falle ich keuchend in die Kissen. Ich drehe mich wie üblich auf die Seite, um ein bisschen zusammengerollt nachzugenießen. Aber plötzlich bin ich da wieder, voll im Bild. Mein »Ich hatte gerade Sex«-Kopf mit zerzausten Haaren und knallroten Flecken guckt mich dösig an. Und den will ich jetzt überhaupt nicht sehen. Der muss weg. Die Kehrseite des Spiegels ist ebenso da wie die angenehme Seite. Und damit kann ich nicht immer leben.

Am nächsten Tag nehme ich ein großes flauschiges Tuch mit lauter kleinen Kaninchen drauf mit zu meinem Freund.



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