Liebling, kommst du? by Hauptmann Gaby

Liebling, kommst du? by Hauptmann Gaby

Autor:Hauptmann, Gaby [Hauptmann, Gaby]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492966511
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2014-10-01T04:00:00+00:00


Björn war im Glück. Die Fat Boy lag ihm. Sie war nicht zu groß, nicht zu schwer, sie ließ sich gut fahren, hatte einen satten Ton und ein Design, das ihm auf den ersten Blick gefallen hatte, unauffällig, aber stilvoll. Es war ein Motorrad zum Verlieben.

Sie waren aus Frankfurt hinausgefahren, über einige alte Landstraßen, die durch den Taunus führten und die er noch nicht kannte. Im Kreis der anderen fühlte er sich sicher und mit Dana im Kreuz beschwingt. Was hatte Nele behauptet, sie sei die Freundin seines Sohnes? Wusste Dana das überhaupt? Sie war bei ihnen zu Hause gewesen, ja, aber musste sie deshalb einen Zusammenhang herstellen?

Das war eher unwahrscheinlich. Im Erdgeschoss hingen keine Familienfotos, und ob sie auf das Türschild gesehen hatte, war fraglich, schließlich waren sie direkt in den Garten gegangen. Und wenn es so wäre, den Nachnamen gab es häufig. Vor allem in Hessen. Allein in seiner Bank hatte es drei Schäfer gegeben.

Björn beschloss, dieses Thema zu vergessen. Manchmal musste man dem Leben einfach nur seinen Lauf lassen, denn es kam sowieso, wie es kommen sollte.

Er sah in den Rückspiegel. Und Dana war ihm nicht zufällig bei diesem Mechanikerkurs über den Weg gelaufen, dachte er, da war er sich sicher.

Das Vereinsheim war eine Art ausgebaute Gartenlaube, allerdings an einem wenig idyllischen Platz. Hinter einem großen Schrottplatz teilte ein grob gezimmerter Bretterzaun ein großes Areal ab. Die beiden Tore waren mit einem Vorhängeschloss gesichert, das Hanjo nun aufschloss. Mit großer Geste lud er zum Hineinfahren ein. »Willkommen in unserem Schloss«, sagte er zu Björn, als der langsam an ihm vorüberrollte.

»Hier haben wir schon die tollsten Feste gefeiert!« Gerd stellte seine Harley neben der Fat Boy ab. »Na, was sagt du?«

Björn war hin- und hergerissen. Eine Mischung aus Gartenlaube und Betonbunker, fand er. »Interessant«, sagte er vage. »Was war das ursprünglich?«

»Das Büro. Der Schrottplatz gehört meinem Schwager.« Gerd grinste. »Hat er vor ein paar Jahren kaufen können. Und das Büro vorne am Eingang neu hingestellt. Also stand dieses hier leer.«

»Tolle Geschichte«, sagte Björn und stieg ab. Schon komisch, dachte er. Vor Kurzem hatte er diese Leute noch gar nicht gekannt, und jetzt stand er hier vor einem Clubhaus, das er sonst nicht im Traum betreten hätte. »Hereinspaziert.« Dana stand an der offenen Eingangstür. »Vielleicht noch ein bisschen kalt, aber wir können schnell ganz ordentlich einheizen.«

Das könntest du mir auch, dachte Björn und schenkte ihr ein Lächeln, während er an ihr vorbeitrat. Der Raum hatte drei kahle Fenster und wurde von einem langen Tisch beherrscht, der mitten im Raum stand. Die Wände waren über und über mit Fahnen und Postern und Postkarten bedeckt. Darunter lagen die blanken Wände.

»Eintracht-Fans?«, fragte Björn, denn eine improvisierte Bar war mit rot-schwarzen Wimpeln dekoriert.

»Klar!«, sagte Hanjo. »Du nicht?«

Björn zuckte mit den Schultern. Er hatte sich nie wirklich für Fußball interessiert.

»Ich habe mal eine Zeit lang für den DFB gearbeitet«, erläuterte Hanjo.

»Wirklich?« Björn sah ihn erstaunt an. »Als was?«

Hanjo fing seinen Blick auf. »Nicht gerade als Manager«, sagte er. »Aber als Masseur. Das war eine schöne Zeit.



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