Leuchtfeuerherzen by Tanja Janz

Leuchtfeuerherzen by Tanja Janz

Autor:Tanja Janz
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena Verlag
veröffentlicht: 2020-05-11T00:00:00+00:00


13. KAPITEL

Alicia versuchte, eine ausgewachsene Strandkrabbe einzuholen, und war froh, dass sie von der Erschöpfung von ihrem gestrigen Abenteuer nichts mehr spürte. Der gepanzerte Krebs hielt beide offenen Scheren nach oben, während er flink im Seitwärtsgang über den Meeresboden lief.

»Du musst vorsichtig sein, sonst zwickt dich die Krabbe!«, rief ihr ein Mädchen mit geflochtenen blonden Zöpfen hinterher.

Doch davon ließ sich Alicia nicht beirren. Sie bekam die Krabbe seitlich an ihrem Panzer zu fassen und zeigte sie der Gruppe. »Keine Sorge! Ich halte die Krabbe extra so fest, da kann sie mich gar nicht mit ihren dicken, großen Zangen kneifen, weil sie nicht bis an meine Hand kommt.«

»Aber achtet lieber auf eure Füße.« Liam zeigte auf die Füße der Kinder, die im Schlick des Meeresbodens steckten. »Strandkrabben sind gut vorbereitet auf Begegnungen mit nackten Zehen.«

Die Kinder gaben entsetzte Laute von sich und zogen erschrocken ihre Füße aus dem Schlammboden. Gleichzeitig wichen sie ein Stück vor Alicia zurück, die die Krabbe festhielt.

Liam zwinkerte Alicia zu, die wiederum bloß ihre Augen verdrehte. Mittlerweile kannte sie seinen speziellen Humor zur Genüge, den aber nicht jeder verstand. Sie fühlte sich am Westerhever Leuchtturm in der WG wie zu Hause und kam erstaunlich gut ohne ihre Eltern klar. Sie hatte noch kein einziges Mal Heimweh gehabt und fühlte sich mittlerweile viel selbstständiger als noch vor dem Praktikum.

Außerdem hatte sie in kurzer Zeit eine Menge über den Nationalpark Wattenmeer erfahren. Besonders Liam hatte ihr vieles über die Tiere und Pflanzen, die dort lebten und wuchsen, beigebracht. Ihre Strandgut-Ausstellung kam gut bei den Besuchern des Leuchtturms an und viele von ihnen kamen aus dem Staunen darüber nicht heraus, was alles im Meer herumschwamm. Zwischen ihr und Lena hatte sich eine schöne Freundschaft entwickelt und Fiete war für sie zu einem guten Kumpel geworden. Ihre anfängliche Distanz Liam gegenüber hatte sich spätestens seit dem Vortag auf der Bake gelegt. Bei Wattwanderungen ergänzten sie sich sogar perfekt, weil Alicia inzwischen wusste, was er erzählte, und sie das entsprechend ergänzen konnte.

»Ihr braucht keine Angst zu haben. Liam hat bloß einen Witz gemacht. Hier kneift euch keine Strandkrabbe«, beschwichtigte sie die Kinder und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Tier, das sie nach wie vor zwischen ihren Fingern hielt. »Schaut euch mal die Zangen an. Fällt euch was auf?«

Die Kinder kamen zaghaft wieder näher und schauten genauer hin.

»Eine Zange ist dünner und länger als die andere«, stellte ein Junge mit rotem Lockenkopf fest.

»Ganz genau. Das ist die Greifschere. Mit ihr schnappt die Krabbe sich ihre Beute und steckt sie sich in den Mund. Mit der dickeren Zange knackt sie Schalen von Muscheln und kleinen Krebsen auf.«

»Wow! Dann essen Krabben ja auch mit Messer und Gabel wie Menschen!«, rief ein weiterer Junge.

Alicia nickte. »Stimmt! Sie tragen ihr Essbesteck praktisch immer bei sich.«

»Die Weibchen von ihnen fressen übrigens am liebsten Würmer, was ziemlich langweilig ist«, schaltete sich Liam ein. »Doch die Männchen haben etwas stärkere Scheren und mögen deswegen auch ganz gerne Muscheln oder sie fressen sogar schwächere Artgenossen auf.«

Die Kinder verzogen angewidert ihre Gesichter.



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