Lernwelt Wissenschaftliche Bibliothek by Olaf Eigenbrodt

Lernwelt Wissenschaftliche Bibliothek by Olaf Eigenbrodt

Autor:Olaf Eigenbrodt
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: De Gruyter
veröffentlicht: 2022-01-03T19:31:32.272000+00:00


3.4.2

Typologien und Facetten

Ähnlich wie bei soziologischen Raumkonzepten hat sich auch bei den räumlichen Annäherungen an die Wissenschaftliche Bibliothek eine Vielfalt unterschiedlicher Begriffe herausgebildet. Die Gründe für diese Entwicklung liegen, wie auch bei anderen Wissensräumen, in einer Verlagerung ursprünglich an den physischen Raum gebundener Funktionen in digitale Räume, in der damit verbundenen Entstehung fraktaler und multipler Räume an der Stelle feststehender Typologien und an der Verabschiedung des Behälterraums auch im Bereich der Lernräume. Die einzelnen Konzepte sind dabei nicht eindeutig voneinander abgrenzbar, da sie sich häufig überlappen (Turner et al. 2013, 232).

In einem eher überblicksartigen Beitrag zu den aktuellen Konzepten von hochschulischen Bibliotheksräumen wurden die verschiedenen Dimensionen dieser Raumvorstellungen als Facetten benannt und einen neuen Zugang unter dem aus der englischsprachigen Literatur stammenden Schlagwort des multifacettierten Raums gefordert (Eigenbrodt 2016, 48). Vor dem Hintergrund des hier aufgespannten theoretischen Rahmens soll dieser Begriff aufgegriffen, jedoch nicht mehr in Bezug auf unterschiedliche Typologien und Raumkonzepte, sondern mit Hilfe der genannten Aneignungsaspekte definiert werden. Die These dabei lautet, dass wir uns dem Konzept der Wissenschaftlichen Bibliothek als Lernwelt sowohl in der Analyse als auch in der Planung und im Betrieb aus der Perspektive multipler, fraktaler Wissensräume nähern müssen und dass dafür die Betrachtung unterschiedlicher Facetten dieser Räume notwendig ist. Der Begriff des multifacettierten Raums ist geeignet, sich anstatt einer zwangsläufig nivellierenden Gesamtbetrachtung von Funktionen und Nutzungsszenarien über die theoretisch begründete Betrachtung einzelner Facetten der Lernwelt Wissenschaftliche Bibliothek anzunähern.

Dazu soll zunächst auf die Grundanforderungen an zeitgemäßes Lehren und Lernen in der Hochschule zurückgekommen werden. Arnold und Erpenbeck rufen zu einer Hochschulbildung auf, die auf der Ebene des Individuums mit seinen spezifischen biographischen Erfahrungen und über das Verständnis der inneren Prozesse als Voraussetzung des Lösens von Problemen eine auf den sozialen Kontext bezogene und fachdidaktisch eingebettete, outcome-orientierte Perspektive einnimmt. Die Frage, welches Wissen erworben werden soll, tritt so hinter die Frage zurück, wie die notwendigen Kompetenzen für den Erwerb dieses Wissens erlernt werden können (Arnold/Erpenbeck 2014, 2). Allerdings ist es für eine realistische Betrachtung auch notwendig, nicht in einen pädagogischen Idealismus zu verfallen: Hochschulbibliotheken sollen und können nicht im Alleingang den Wandel von einer Inputorientierung zu einer Outcome-Orientierung hochschulischer Didaktik leisten. Sie können jedoch wesentlich zu einer didaktisch fundierten Erweiterung beitragen, wie sie von Erpenbeck und Sauter gefordert wird.



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