Last days on Earth by Gerdom Susanne

Last days on Earth by Gerdom Susanne

Autor:Gerdom, Susanne [Gerdom, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492980081
Herausgeber: Piper ebooks


12. 19. 19. 10. 17.

Raouls verstörte Miene und seine unruhigen Hände ließen etwas von dem Aufruhr erkennen, der in seinem Inneren tobte. Karla kämpfte mit der Müdigkeit, die sie wie Bleigewichte niederdrückte. Sie hätte so gerne etwas zu ihm gesagt, das ihn aus seiner Stimmung befreien würde, etwas Tröstendes oder Aufmunterndes – aber es fiel ihr nichts ein. »He, es ist alles halb so wild«? – »In ein paar Monaten geht die Welt unter, also entspann dich und genieße den Rest«? Oder: »Dein Daimon ist eine Granate im Bett«? Das hätte ihn wohl kaum aufgebaut. Karla seufzte und schob einen Stapel Notizen in einen Schuber. »Lass uns beim Essen weiterreden.«

Er nickte müde. »Er hat mir einiges zu erklären«, sagte er. »Ich weiß nicht, wo er ist, aber er kann sich ja nicht ewig vor mir versteckt halten.« Die matte Resignation in seinen Zügen begann einer aufflammenden Wut zu weichen – Karla sah es mit Erleichterung. Sie hatte schon zu fürchten begonnen, dass die lange Phase der Deprivation Raouls Verstand und vor allem seiner Persönlichkeit ernsthaften Schaden zugefügt haben könnte. Aber der Zorn zeigte ihr, dass die Betäubung wich und nun der Schmerz sein heilsames Werk tat.

»Wie hat er es vor dir gerechtfertigt?«, fragte Raoul.

»Ich war selbst nicht vollkommen bei mir«, erwiderte sie. »Die letzten Monate waren – ermüdend.« Das war nicht das richtige Wort, aber es war ihr zu anstrengend, danach zu suchen. »Er hat behauptet, dass es ganz normal sei, wenn du eine längere Auszeit nimmst. Und er sagte, dass unsere Nachforschungen seine ständige Anwesenheit erfordern.«

»Was für ein verlogenes …« Raoul fehlten die Worte.

Karla sagte hastig: »Das war mir klar. Ich habe Tora-san um Rat gefragt. Sie hat mir davon abgeraten, irgendwelche gewaltsamen Maßnahmen zu ergreifen, weil sie befürchtete, dass jeder Versuch, Brad die Kontrolle zu entreißen, dir irreparablen Schaden zufügen würde.«

Raoul nickte mit angespannter Miene. »Das ist richtig«, sagte er. »Ein Exorzismus würde meinen Geist in Stücke reißen.«

Karla legte ihre Hand auf seine geballte Faust. »Es gibt wirklich keine Methode, einen Daimon endgültig auszutreiben?«

Er zog seine Hand weg und stand auf. »Keine, die nicht den Wirt töten würde«, sagte er kurz. »Oder ins Irrenhaus bringen. Wenn du einen Daimon für immer zurück in den Æther schicken willst, musst du seinen Wirt erschießen. Anders geht es nicht. Ich wurde schließlich nicht gegen meinen Willen besessen.«

Karla ließ das Thema auf sich beruhen. Sie schob die Notizen in ihren Rucksack und begleitete Raoul zur Tür.

»Es ist wirklich Sommer?« Er griff unschlüssig nach seiner Lederjacke.

»August«, bestätigte Karla. Sie hätte ihre kurze Stoffjacke auch lieber in ihren Rucksack gestopft. Aber sie war es leid, für einen Junkie gehalten zu werden. Der angewidert-mitleidige Blick, der ihr vor ein paar Wochen von einer ehemaligen Kollegin bei einer Begegnung in der Altstadt zuteilgeworden war, hatte ihr gereicht.

Nevio empfing Raoul wie einen verloren geglaubten Sohn. Er komplimentierte sie an den besten Tisch und rannte dann in die Küche, um wenig später eigenhändig die Vorspeise aufzutragen. In seinem Kielwasser segelte Faustina heran, die Raoul in eine liebevolle Umarmung zog.



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