Kushiel - Das Zeichen: Roman (German Edition) by Jacqueline Carey

Kushiel - Das Zeichen: Roman (German Edition) by Jacqueline Carey

Autor:Jacqueline Carey [Carey, Jacqueline]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2013-02-16T23:00:00+00:00


48. KAPITEL

Diese Neuigkeit feierten die Skaldi mit einem wilden Gelage, und bis spät in die Nacht hinein brannten noch die Feuer, die einen flackernden, hellroten Schein auf die schneebedeckten Berghänge warfen, während herausgebrüllte Kriegsgesänge und das Gehämmer von Speeren auf Schilde in der kalten Winterluft widerhallten, um die fernen Sterne herauszufordern.

Waldemar Selig ließ seine Anhänger nicht nur ausgiebig feiern, sondern öffnete auch die Türen seiner Vorratskammern. Ein Fass Met nach dem anderen rollten sie heraus – Joscelin und ich hätten bis zum nächsten Morgen nichts mehr gehabt, worauf wir uns hätten stellen können –, und die Krieger krümmten sich unter ihrer Last, als sie die Fässer zu den weit entfernten Zelten schleppten. Ich hegte keinen Zweifel, dass Selig für diesen Tag Vorkehrungen getroffen und eigens für Vorräte gesorgt hatte.

In der großen Halle hatte der designierte König der Skaldi seine Gäste unter den Anführern auserwählt, die in seinen Plänen eine entscheidende Rolle zu spielen hatten, dabei war er sogar so umsichtig, die Hauptfrauen der Stammessitze mit einzubeziehen. Gunter, der wie ein kleiner Junge strahlte, war ebenfalls unter ihnen. Er hatte sich mit seinem Geschenk der Sklaven aus Terre d’Ange einen Namen gemacht, und seine Partnerschaft mit d’Aiglemort war nützlich. Gunter war nicht der einzige skaldische Häuptling, der für Kilberhaars Gold geplündert hatte, aber er war dabei am erfolgreichsten.

Hedwig war auch da, und Aufregung rötete immer noch ihre Wangen, aber es lag auch ein Schatten auf ihrem Gesicht, wann immer sie in meine Richtung blickte. Für ihre Freundlichkeit war ich ihr dankbar, doch sie hatte gegen den Einmarsch in mein Heimatland nicht das Wort erhoben, und das konnte ich ihr nicht verzeihen.

Die Neuigkeit ließ sich nicht vor uns verbergen, und Selig versuchte es nicht einmal, da er sich in der Sicherheit wiegte, dass wir die Einzelheiten seines Plans nicht kannten. Er bewachte Joscelin scharf, der ausdruckslos auf seinem Wachtposten stand, einzig seine Blässe verriet seine Gefühle. Die Weißen Brüder behielten ihn ebenfalls im Auge, und mir kam es so vor, als seien sie mehr als bereit, ihn zu durchbohren, sollte er auch nur zucken.

Mich behielt Selig den ganzen Abend in seiner Nähe, als wäre ich die Trophäe eines schon errungenen Sieges. Natürlich machte dies Eindruck auf die Skaldi, was zweifellos seine Absicht war.

Er war nicht so grob besitzergreifend wie Gunter, aber er ließ mich immerzu auf unterschwellige Weise spüren, dass ich ihm gehörte. Entweder streichelte er mir übers Haar, so wie jemand einen Hund tätschelte, oder er fütterte mich mit feinen Leckerbissen und so fort.

Da mir nichts anderes übrig blieb, ertrug ich es. Doch in Wahrheit hätte ich es vorgezogen, wieder von Gunter über die Schulter gehievt zu werden. Lieber eine kurz und schmerzlose Schändung als dieses kalkulierende Herrschaftsgebaren, das meinen Willen untergrub und mich mit Angst erfüllte. Das Wissen über den skaldischen Angriffsplan blieb mir im Gedächtnis. Ich erahnte wohl, dass Selig mich umgebracht hätte, wenn er herausgefunden hätte, dass ich davon wusste. Es amüsierte ihn, ein Wagnis einzugehen, um den Charakter der D’Angelines zu erproben, und die Anwesenheit des bewaffneten Cassilinen war dafür ein ausreichender Beweis.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.