Kristallregen by Tobias S. Buckell

Kristallregen by Tobias S. Buckell

Autor:Tobias S. Buckell [Buckell, Tobias S.]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Fantasy
veröffentlicht: 2011-03-03T23:00:00+00:00


Siebenunddreißigstes Kapitel

John war noch nicht wieder zurückgekehrt, deshalb wusch Oaxyctl sich die Hände, warf das blutverschmierte Hemd weg und zog sein Ersatzhemd an. Dann wickelte er sich ganz langsam die Enden eines kurzen Stricks um die Hände, so als habe er an jedem Finger ein Gewicht, und stellte sich neben der Tür auf.

Er atmete mehrmals tief durch.

Nach einigen Minuten ließ ein heftiges Pochen die Tür in den Angeln beben. DeBrun würde niemals anklopfen, dachte Oaxyctl. Schnell wickelte er den Strick von den Händen und versteckte ihn zwischen der weichen Matratze und dem Bettgestell.

Als er die Tür aufriss, sah er sich drei Männern gegenüber.

Der vorne stehende Mann mit den silbergrauen Rastalocken hielt sich ein Taschentuch vor den Mund und hustete. Als er fertig war, faltete er das Tuch zusammen und steckte es in die Brusttasche.

»Wo ist John?«, fragte er. »John deBrun.«

»Er ist nicht hier«, antwortete Oaxyctl. »Sie können aber eine Nachricht für ihn hinterlassen.«

»Nein, das nicht nötig.« Die Augen des Mannes wurden zu schmalen Schlitzen. »Vielleicht wir können kurz warten auf John.«

»Hier ist nicht sehr viel Platz, ziemlich beengt«, murmelte Oaxyctl. Seine Kehle war wie zugeschnürt, er konnte kaum atmen.

»Das schon in Ordnung. Ich kann alleine hereinkommen.«

Einer der beiden Männer hinter ihm streckte einen Arm aus. »Haidan …«

Haidan! Der Mungo-General! Oaxyctl schaute sich die beiden Mungo-Männer an. Gegen sie hatte er nicht den Hauch einer Chance. Seine Welt zerbrach. Der Atlatl war zu weit weg, das Schicksal hatte sich gegen ihn verschworen. Die Mungo-Männer musterten ihn ebenfalls. Ihre Gewehre lagen schussbereit in den Armbeugen.

»Ja, warum sollen wir uns nicht alle gemeinsam hineinzwängen?«, sagte Oaxyctl.

Einen Moment lang zögerten die drei. Dann trat Haidan ein, und die beiden Mungo-Männer folgten ihm. Oaxyctl schloss die Tür hinter ihnen.

Haidan lächelte. »So, da wir nun alle sind. Und wer Sie?«

Oaxyctl antwortete nicht. Er hob eine Ecke seines Hemdes hoch und zeigte seine Tätowierung. Die beiden Wächter nickten, doch Haidans Blick blieb neutral. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen gegenüber den Mungo-Männern, deren Kameradschaft er schon wieder missbrauchte, ging Oaxyctl ganz ruhig ins Badezimmer. Er machte das Licht an und verriegelte die Tür.

In dem kleinen Schränkchen lag das Werkzeug, das er gerade aus dem Leinensack ausgepackt hatte. Scheren, Skalpelle, Messer, Oaxyctl verstaute alles vorsichtig in einer Ledertasche. Dann setzte er sich auf die Toilette und atmete noch ein paar Mal kräftig durch.

Um John in seine Gewalt zu bringen, müsste er Vielleicht all diese Männer töten. Und bei dem Versuch würde er möglicherweise selbst draufgehen. Vielleicht auch nicht. Doch sein Gott hatte ihm einen klaren Auftrag erteilt, und der besagte, dass er den Code für den Ma Wi Jung besorgen sollte. Nur das hatte er zu erledigen, egal auf welche Weise.

Oaxyctl war nervös. Wenn er sterben sollte, hätte er seine Pflicht gegenüber dem Gott versäumt …

In den Tod zu gehen ist ein erlösender Akt, flüsterte er. Deinem Gott gegenübertreten zu dürfen ist eine Ehre. Deinen Körper der Erde zu übergeben ist deine letzte Bestimmung.

Jedenfalls heißt es so. Oaxyctl hatte größere Schwierigkeiten mit dem Gedanken an das, was die



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.