(K)ein Bestseller by Rolf Bidinger

(K)ein Bestseller by Rolf Bidinger

Autor:Rolf Bidinger
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: BookRix


Die Alte kam mir gleich verdächtig vor. Gut, dass Hilde jetzt wieder allein ihr Leben fristen kann, ohne in den Bann der seltsamen Gräfin gefangen zu sein. Ich werde ihr eine Glückwunschkarte schicken.

Auf dem Weg zur Detektei von Stuart Gordon, hatte ich noch eine unangenehme Begegnung, die mich vorübergehend in schlechte Laune versetzte. Ausgerechnet als ich durch die neu gepflanzte Till-Allee kam, traf ich auf den Bürgermeister und die Fraktionsvorsitzende der Oppositionspartei, die seit Jahren ein Verhältnis haben. Sie leben nach dem Motto: "Getrennt im Rat – gemeinsam im Bett"! Entsprechend ihrer Partei, schläft er rechts und sie links. Einmal in der Woche, meist samstags nach der Sportschau, gibt es eine Koalitionsgemeinschaft. Er fordert stets einen Untersuchungsausschuss. Der wird in der Regel nach zwanzig Minuten aufgelöst, ohne erkennbares Ergebnis. Da beide aber noch mit ihrer jeweiligen Partei verheiratet sind, gilt ihre über-fraktionelle Gemeinschaft als unschicklich, wird aber als empörend geduldet. Getreu dem Motto:"Wer im Glashaus sitzt, sollte sich nicht ausziehen!"

Und ausgerechnet auf diese beiden Politikverdrossenheitsbeschleuniger musste ich treffen. Und plötzlich war deren Ton mir gegenüber nicht mehr der, der er zu sein hat. Fehlender Respekt vor meiner Lebensleistung konnte ich in jeder Pore meines Körpers spüren. So bewusst und provokativ sie mich mit "Til" ansprachen, als wüssten sie nicht das ich "Till" war. Schließlich waren wir ja auch hier in meiner "Till" Allee! Offensichtlich waren ihre Koalitionsverhandlungen mal wieder gescheitert und nun sollte ich dafür bluten. Beide warfen mir vor, ich hätte der Stadt durch meinen Lebenswandel sehr viele Schulden aufgebürdet und ich hätte im Gegenzug nichts geliefert. Wo denn mein großes Buch bliebe? Ich sei ein Hochstapler, ein Nassauer! Ich wäre nicht einmal in der Lage einen Satz zu liefern! Eine wahre Hasstirade übergossen sie über mich. Mit Zwei zu Null, bei zwei abgegebenen Stimmen und null Enthaltungen, verabschiedeten sie eine mündliche Protestnote gegen mich. Auf eine Gegenrede meinerseits verzichteten sie, da ich kein Mandat hätte. Sie legten mir sehr eindringlich nahe, dass ich der Stadt einen großen Dienst erweisen würde, wenn ich auswandern würde oder endlich das Buch vorlege. Dann war die Parlamentssitzung beendet und beide enteilten zu einer weiteren über-fraktionellen Fraktionssitzung.

Jetzt konnte mir nur noch Stuart Gordon helfen. Wenn mir der Zugriff auf städtische Mittel verwehrt ist und ich auf weitere Subventionsmittel nicht hoffen durfte, war mein Lebensentwurf in ernster Gefahr. Es war kein guter Tag, um berühmt zu sein!

Durch einen, mit Müll und Hundehaufen dekorierten Hinterhof, gelang ich durch eine morsche Holztreppe an eine Tür mit einem Milchglasfenster. Dort stand, vermutlich mit zittriger Hand selbst geschrieben, "Gordon Stuart"! Bekanntlich entscheidet der erste Eindruck! Ich hoffte verstärkt auf den Zweiten. Ich klopfte an die Tür und ich erblickte sofort Gordon Stuart, da das Milchglasfenster sich entschied, aus der Fassung zu geraten. Ich verlor auch meine Fassung, da ein Teil des Fensters, ein spitz zulaufendes Teil, nichts Besseres zu tun hatte, als sich in meinen Fuß zu bohren. Stuart Gordon war in Sachen Kundenanbindung bestens vorbereitet und bot mir sogleich ein Aspirin an, da ihm sofort aufgefallen war, dass sich meine gesunde Gesichtsfarbe in ein fröhliches Leichen-grau verwandelt hatte.



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