50 (German Edition) by Yokoyama Hideo

50 (German Edition) by Yokoyama Hideo

Autor:Yokoyama, Hideo [Yokoyama, Hideo]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783037921579
Herausgeber: Atrium Verlag AG
veröffentlicht: 2020-05-22T00:00:00+00:00


8

20 Uhr. Nakao stand auf dem harten, eiskalten Zementboden vor der Dienstwohnung des Leiters der Kriminalabteilung.

»Ich bringe es.«

Iwamura stand mit verschränkten Armen im erhöhten Eingangsbereich und blickte abfällig auf Nakao herab.

»Wie wollen Sie es bringen?«

Nakao antwortete nicht. Er wollte zwar reden, war aber nicht gekommen, um Informationen für seinen Artikel zu sammeln. Es war nur ein formaler Besuch. Ich bringe es. Das war alles, was er mitteilen wollte.

Nakao verbeugte sich wortlos und drehte sich um.

»Warten Sie!«

Er ging erst einfach weiter, doch die nächsten Worte von Iwamura ließen ihn innehalten.

»Vorhin war einer von der Times da, um etwas über den Kinderschänder zu erfahren.«

Iwamura holte sein Notizbuch aus der Brusttasche und schrieb etwas mit dem Kugelschreiber hinein. Er riss die Seite heraus, faltete sie in der Mitte und reichte sie Nakao.

»Vergessen Sie Kaji. Nehmen Sie das hier stattdessen.«

»Und das ist …?«

»Der Name des Kinderschänders.«

»Was!«

»Wir haben ihn in Gewahrsam genommen. Es ist einiges passiert, und er ist jetzt im Krankenhaus, aber außer Lebensgefahr. In den nächsten Tagen wird der Haftbefehl vollstreckt.«

Nakao erstarrte.

Shikis Gesicht kam ihm in den Sinn. Das war an dem Tag. Es war gerade erst 21 Uhr geworden, aber er hatte sich schon für die Heimfahrt vorbereitet. Gesagt, dass das ein frühes Weihnachtsgeschenk sei. Ihn gefragt, ob er gar nichts zu dem Kinderschänder wissen wolle. Warum war ihm da nichts aufgefallen? Das war der Tag, an dem der Serienvergewaltigungsfall aufgeklärt wurde.

»Nicht mal die Times kennt seinen Namen. Also nehmen Sie. Damit können Sie die Bilanz wieder ausgleichen.«

Nakao hörte sich Iwamura weiter an und schloss die Augen.

Er holte Luft, tief in seinen Bauch. Ein erleichtertes Atmen. Selbst wenn er auf den Handel nicht einging, bestand nun kein Zweifel mehr daran, dass es eine geheime Fehde zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft gab. Aber er hatte Angst. Den Artikel zu schreiben, ohne zu wissen, was Sōichirō Kajis Motive waren, war schrecklich. Davon war er jetzt befreit. Ein Gefühl, als würde sich alles, das ihn nervös gemacht hatte, auflösen.

Er hatte keinen Grund, diesen Tauschhandel abzulehnen. Er hatte schließlich von Anfang an den Kinderschänder-Fall verfolgt. Hatte jetzt sogar einen erstklassigen Artikel mit dem Täternamen in der Tasche. So könnte er die Abstrafung der anderen Zeitungen ausgleichen und es ihnen mehr als heimzahlen.

Der gefaltete Zettel hing noch immer in der Luft.

Nakao näherte sich Iwamura, als würde er von ihm angesogen werden, und überquerte die »Glienicker Brücke«.

»Herr Iwamura, eine Frage hätte ich noch. Ist dieser Handel dafür da, Ihre Organisation zu schützen? Oder für Sōichirō Kaji?«

Iwamura antwortete nicht.

Nakao verließ das Gebäude.

Er rannte zum Auto und holte noch beim Einsteigen sein Handy hervor.

Rief Katagiris Büronummer an.

»Hier Nakao. In den nächsten 15 Minuten sende ich per Handy eine Sondermeldung.«

Danach legte er sofort auf. Er merkte, wie aufgeregt er klang.

»Ich bitte darum.« Auch bei Katagiri, der kurz angebunden gewesen war, war ein Anflug von Aufgeregtheit zu spüren gewesen. Nakao freute sich, dass er Katagiris Erwartungen erfüllen konnte. Der wusste, was Samurai-Mitleid war. Als Einziger aus dem Management hatte er heute Morgen Nakao nicht dafür gescholten, von Informationen ausgeschlossen worden zu sein.

Nakao nahm das Notebook, das auf dem Beifahrersitz lag, auf die Knie.



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