Julie by Anne Karin Elstad

Julie by Anne Karin Elstad

Autor:Anne Karin Elstad [Elstad, Anne Karin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2015-05-08T00:00:00+00:00


* * *

Als Jørgen an diesem Abend ins Postkontor kommt, schlägt ihm eine sonderbare Stimmung entgegen. Die Männer, die ihre Post bereits in Empfang genommen haben und wie gewöhnlich noch geblieben sind, um ein Schwätzchen zu halten, verstummen, als er in der Tür steht. Aber es ist zu sehen, dass sie ihr Gespräch, in das sie vertieft waren, abrupt unterbrochen haben, als er in den Raum kam. Und sie starren ihn an, so dass er stehen bleibt und an sich hinunterschaut, ob irgendetwas mit seinen Sachen ist, die er anhat, oder irgendetwas anderes, was sie dazu veranlasst, ihn so anzustarren. Er kann nicht feststellen, dass irgendetwas an ihm anders ist als sonst, dann hat er sich wieder gefasst und grüßt. Sie antworten, aber sogar ihre Stimmen klingen sonderbar. Er bekommt seine Post, und die Frau des Kaufmannes, die die Post ausgibt, weicht seinem Blick aus. Als er die Post in den Händen hält, begreift er alles, und er hat ein Gefühl, als würde ihm alles Blut, das er im Körper hat, in den Kopf steigen. Oben auf dem Stapel liegt ein Brief an Krister. Der Brief ist von Ivars Anschrift in der Stadt nach hierher umadressiert worden. Am untersten Rand des Kuverts befindet sich der Stempel der Nationalen Sammlung.

Jørgen bleibt stehen und starrt auf den Brief, er wird mit der Situation nicht fertig, er begreift, dass dieses verdammte Klatschweib den Männern, die hier herumstehen, von dem Brief erzählt hat. Er bringt kein Wort heraus, um ihnen irgendetwas zu erklären oder auszureden. Er erinnert sich nicht, ob er sich verabschiedet hat, bevor er nach draußen stürzte. Während er die Hänge hinaufjagt, flucht er, wie er vorher bestimmt noch nie geflucht hat. – Wie vom Satan besessen! Als er zu Hause die Tür zur Küche öffnet, verspürt er eine eiskalte Wut im Bauch, die ihm das Atmen schwer macht.

Julie sitzt mit den drei Ältesten beim Abendbrot. Die Kleinen sind bereits im Bett. Alle vier schauen ihn bestürzt an.

»Was ist denn passiert, Jørgen?«, fragt Julie. »Du siehst ja aus, als ob du ein Gespenst gesehen hättest.«

Er wirft den Brief vor Krister auf den Tisch.

»Nun erzähl mal, was es hiermit auf sich hat«, sagt er. Seine Stimme ist wie verrostet und unkenntlich.

Krister schaut überrascht zum Vater, dann auf den Brief.

»Woher soll ich das denn wissen?«

»Öffne den Brief!«

»Aber mein lieber Papa, ist das nicht mein Brief? Ich bestimme ja wohl noch selbst, ob ich ihn öffne oder nicht.«

»Öffne den verdammten Brief, sage ich!«

»Ich verstehe gar nicht, worüber du dich so aufregst!«, sagt Krister, aber er öffnet den Brief, überfliegt den Inhalt schnell.

»Nein, das ist der reinste Unsinn«, sagt er und will den Brief in die Tasche stecken.

»Gib mir den Brief!«, sagt Jørgen.

»Was sagst du da, Papa? Seit wann hast du denn die Erlaubnis, meine privaten Briefe zu lesen?«, fragt Krister, auch er jetzt rot im Gesicht vor Zorn.

»Der ist nicht privat. Der geht uns hier alle an. Und solange du nicht mündig bist und unter meinem Dach wohnst, ist mir alles erlaubt. Alles, hörst du!«

»Jørgen!«, fleht Julie.



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