Julia Exklusiv - Band 286 by Julia

Julia Exklusiv - Band 286 by Julia

Autor:Julia [Julia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Kurzgeschichten & Anthologien, Liebesromane, Populäre Belletristik, Anthologien, Zeitgenössisch
Herausgeber: CORA Verlag
veröffentlicht: 2017-06-23T00:00:00+00:00


8. KAPITEL

Oh Gott, oh Gott, oh Gott.

Bella presste ihre Stirn gegen das kalte Glas des Spiegels, doch es half nicht gegen die Hitze und den Aufruhr in ihrem Innern.

Sie klammerte sich an die Kante des Waschtisches in der Hoffnung, das unkontrollierte Zittern zu stoppen. Dann sah sie auf und starrte ihr Spiegelbild an. Ihr Gesicht war weiß wie die Fliesen hinter ihr, und ihre Augen waren schreckgeweitet und umschattet.

Aber das war kein Wunder. Der heutige Abend war der schrecklichste, den sie jemals erlebt hatte. Alles geriet außer Kontrolle, und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun sollte.

Es war ihr eigener Fehler.

Sie selbst hatte Sam gebeten, so zu tun, als sei er verrückt nach ihr und könne kaum die Finger von ihr lassen.

Seit wann hatte sie es nötig, solche Spielchen zu treiben? Beschämt stöhnte sie auf.

Hatte sie völlig den Verstand verloren?

Im ersten Moment schien es wirklich ein guter Plan zu sein, doch im Nachhinein war es kindisch und dumm.

Kopfschüttelnd löste Bella den Griff, richtete sich auf und suchte in der Handtasche nach ihrem Lippenstift.

Warum nur hatte Sam ihr nicht erklärt, ihr Vorschlag sei völlig hirnverbrannt? Stattdessen hatte er zu Will und Rosie hinübergesehen, gegrinst und gesagt: „Gut, warum nicht?“

Und weshalb hatte er die Rolle nur so überzeugend spielen müssen?

Jedes Mal, wenn er sie anfasste oder ihr ein Lächeln schenkte, war ihr aufgefallen, wie Will reagierte. Und am liebsten hätte sie Sam angefahren, er solle endlich aufhören.

Doch dann hatte Will begonnen, von Hitze und warmen Ländern zu reden. Damit hatte er sie zur Weißglut gebracht, und deshalb war Sam von ihr noch ermutigt worden.

Und auch Rosie, die ständig ihre Hände besitzergreifend auf Will legte, war keine Hilfe. Bella hatte ihre wenig dezente Geste gesehen und festgestellt, dass Will überhaupt nicht darauf reagierte. Das hatte sie fertiggemacht. Und dann war sie auch noch Professorin für Astrophysik! Grimmig zog Bella ihre Lippen nach. Warum konnte sie nicht ein geistloses Model sein? Musste sie unbedingt so lange Beine haben, eine mörderisch gute Figur, eine aufreizend rote Lockenmähne und Intelligenz?

Das war nicht gerecht.

Aber sie war auch nicht gerecht, musste sie zugeben und betrachtete erneut ihr Spiegelbild. Schließlich war es nicht Rosies Fehler, dass dieser Abend so vollkommen schieflief, und auch Sam hatte damit nichts zu tun. Und außerdem glaubte sie sowieso nicht daran, dass das Leben gerecht oder ungerecht war. Jeder hatte sein Schicksal selbst in der Hand. Also war sie selbst verantwortlich für das Chaos, das gerade geschah.

Aber auch das machte es nicht einfacher, dachte sie verzweifelt, und die Erinnerung an die Situation, vor der sie gerade geflohen war, ließ ihren Magen beinahe rebellieren.

Als Sam fröhlich verkündet hatte, sie seien seit zwei Wochen ein Paar, sah sie, wie Will erbleichte. Sie wusste, was er dachte. Dann hatte er sie mit bohrendem Blick angesehen und wortlos eine Erklärung gefordert. Die Glut und ihr Begehren, ihre Verwirrung, und dazu der fassungslose Ausdruck in seinen Augen – sie hatte es nicht länger ertragen.

Und deshalb stand sie jetzt hier, im Waschraum des Restaurants, und starrte in den Spiegel.



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