Jiddisch im Berliner Jargon by Andreas Nachama
Autor:Andreas Nachama [Nachama, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sprache, Juden, Osteuropa, Deutschland, Jiddisch, Berlin, Jargon, Rabbiner, Alltagsleben
ISBN: 9783897735231
Google: TOBhSAAACAAJ
Amazon: 3897735237
Herausgeber: Jaron
veröffentlicht: 2005-03-02T00:00:00+00:00
Titelblatt von: Moses Mendelssohn, Phädon oder Ueber die Unsterblichkeit der Seele. Jerusalem oder Ueber religiöse Macht und Judenthum, Leipzig 1869.
Wenn eine Sache wie geschmiert läuft, dann hat das tatsächlich etwas damit zu tun, dass jemand eine Schmierflüssigkeit ins Getriebe gegeben hat. Das Gleiche lässt sich von den Schmiergeldern sagen, die gezahlt werden, um durch Bestechung eine nicht ganz koschere Angelegenheit in Gang zu bringen. In den letzten Jahrzehnten, in denen es per Order der alliierten Befreier kein PreuÃen gab, ging leider die preuÃische Tugend der Unbestechlichkeit unserer Staatsdiener verloren; insofern wäre eine preuÃische Renaissance keine schlechte Sache. Aber diese Schmiere hat rein gar nichts mit der Schmiere zu tun, die im Spiel ist, wenn einer Schmiere steht. Hier geht es nicht darum, eine Sache zu schmieren, sondern sie davor zu bewahren, dass sie durch einen Polizisten oder sonst einen ungebetenen Zeugen gestört wird. Diese Schmiere kommt vom jiddischen schomre, das identisch mit dem hebräischen schomer ist: der Hüter und Wächter â mit anderen Worten, jemand der Schmiere steht, hält Wache.
Wenn jemand Schmus erzählt, dann kommt er nicht zur Sache, sondern geht seinem Gegenüber um den Bart, ja es ist das Gegenteil von Tacheles: mit anderen Worten, viel heiÃe Luft. Schmus kommt vom hebräischen schamuess, was soviel wie Gehörtes heiÃt. Es ist vom Schmu zu unterscheiden. Wenn eine Ehefrau Schmu macht, dann legt sie Geld zurück, etwa um hinter dem Rücken der Familienkasse ein Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk anzusparen; macht hingegen der Teilhaber an einem Geschäft etwas Schmu, so betrügt er seinen Kompagnon.
Verhält sich jemand schofel, so ist damit nichts anderes als schäbig gemeint. Damit ist auch schon die Wortbedeutung des hebräischen Wortes schafel beschrieben. Etwas ganz anderes ist es, wenn jemand Schtuss erzählt: Dann handelt es sich um Unsinn, um eine Torheit oder dumme Reden. Das ist auch der unmittelbare Wortsinn des hebräischen Wortes. Eine besondere Schote hat sich die Duden-Redaktion geleistet: Unter Stuss findet man dieses Wort in der amtlichen deutschen Rechtschreibung. Das im Hebräischen tatsächlich mit Sch-t geschriebene Wort wurde auf die scheinbar richtige deutsche Schreibart notiert, denn haben wir nicht in der Schule gelernt, dass die »SchtraÃe« als »StraÃe« zu Papier zu bringen ist?!
In Zeiten, als es noch richtige Winter gab, konnte man Kinder beobachten, die ihre Spielkameraden mit Schnee einseiften. Hier könnte man noch der Meinung sein, es handele sich um eine Bildübertragung, die mit dem Einseifen in der Badewanne in Korrespondenz steht. Sagt man aber von jemandem, der eine Verhandlung geführt hat, er habe sich einseifen lassen, ist gemeint, dass er sich hat über den Tisch ziehen lassen bzw. betrogen wurde. Um diese Situation wiederzugeben, wäre das Bild von der Badewanne und der Seife allenfalls als Euphemismus zu verstehen. Vielleicht ist mit dem Ausdruck aber gemeint, dass jemand im Sinn des hebräischen Wortes sewel, das Dreck, Kot heiÃt, sich hat besch ⦠lassen. Jemand, der eingeseift wurde, ist also jemand, der beschmutzt wurde. Dann hätte auch die Redewendung jmd. mit Schnee einseifen einen anderen Sinn und würde »jemanden beschmutzen, verärgern« besagen. Dies erscheint plausibel, denn in
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