Intrusion by Will Elliott

Intrusion by Will Elliott

Autor:Will Elliott
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492954334
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-11-19T16:00:00+00:00


KAPITEL 9

Nach dem Tod

Die Nacht brach herein, wieder eine lange Nacht, in der die Uhr von Schloss Eisennetz stillstand.

Julius und Raydon lagen dick mit Blut beschmiert auf dem Rücken, beide mit weit offenem Mund, der Philosoph laut schnarchend und völlig ahnungslos, was sich ereignet hatte, seit er neben der Kirche umgekippt war. Slythe saß mit überkreuzten Beinen auf dem Esstisch der angrenzenden Küche, neben sich zwei Apfelbutzen, die allmählich braun wurden. Blutige Schleifspuren im Haus zeugten davon, dass die Leichen von Vater und Sohn hinter das Haus geschleppt und dort begraben worden waren.

Der Meuchelmörder schlief selten und verzichtete auch jetzt darauf, da er den schlafenden Herzog vor der Bauersfrau und ihren am Leben gebliebenen Sprösslingen beschützte. Sie hatten sich ins obere Stockwerk zurückgezogen und bis jetzt keinen Versuch unternommen, ins Erdgeschoss zu kommen, aber er lauschte angespannt, und seinen Ohren entging nicht das leiseste Knarzen der Dielenbretter. Seit Stunden herrschte Ruhe, nur hin und wieder unterbrochen von einem leisen Schluchzen. Auf der Küchenbank lagen sechs Goldstücke und mehrere kostbare Edelsteine, deren schimmerndes Licht rote und grüne Muster an die Wand warf. Es war ein kleines Vermögen, mit dem die Frau und ihre Kinder auch ohne Ernährer bis ins hohe Alter durchkommen würden, wenn sie den Reichtum einigermaßen klug einteilten. Neben dem Schatz lag eine Notiz, die Slythe geschrieben hatte: »Für Euer Schweigen und Euer Leid. Ein Wort zu jemandem, und ich komme zurück. Euer Mann und Sohn wurden von Wölfen getötet.«

Die Geheimhaltung war notwendig. Obwohl auf das Konto des Herzogs weit schändlichere Nächte gingen, konnte sein Treiben für Gerede sorgen, und die Kirche musste nichts davon erfahren.

Slythe überlegte kurz, ob es barmherziger gewesen wäre, die Familie ganz auszulöschen und ihr so all den Kummer zu ersparen, und in der Regel hätte er das schon aus Bequemlichkeit getan. Aber etwas war in den Minuten nach Adens Tod geschehen, Dinge, die nun unbehagliche Gedanken in ihm weckten.

Da war zuerst einmal der Leichnam – oder besser, das Fehlen des Leichnams. Aden hatte sich praktisch sofort aufgelöst und nur eine dunkle Pfütze auf dem Rasen hinterlassen. Noch jetzt konnte man getrocknete Farbkleckse im Gras erkennen. Slythe hatte schon des Öfteren Muses Geschöpfe getötet; aber so etwas war noch nie geschehen.

Während die Farbe im Gras versickerte, zog ein Grollen über das Land hinweg, das wie ein Donnerschlag von den fernen Bergen widerhallte, den Untergrund und die Luft mit Gebrüll erfüllte und in mehreren Wellen, die aus allen Richtungen zu kommen schienen, zu dem Gehöft zurückkehrte. In dem gewaltigen Lärm schwang etwas Menschliches mit: ein Schluchzen oder Stöhnen. Es erschütterte den Boden. Ein Regenschauer folgte. Ein Regen, der nach Salz schmeckte. Wie Tränen.

Slythe war nicht besonders religiös. Er kannte natürlich die Lehren der Weltenmacher-Kirche und allerlei Mythen wie die Geschichte von der Schöpferhand, die sich vom Himmel herabgesenkt hatte, um Berge aufzutürmen und Flussbetten zu graben. Daran zweifelte er auch nicht. Ein Atheist in Nightfall leugnete keineswegs die Existenz des Weltenmachers, sondern glaubte, dass der Weltenmacher tot oder dem Wahnsinn verfallen war – oder dass er sein Werk längst vergessen hatte.



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