Inka-Government by Albert Stähli

Inka-Government by Albert Stähli

Autor:Albert Stähli
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: fazbuch
veröffentlicht: 2015-08-31T00:00:00+00:00


KAPITEL 4

Die Erwähltheit der Besten

Auswahl, Bildung und Rolle der Elite

Um es gerade heraus zu sagen: Das Inka-Reich ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. (Vgl. Espinoza, W., 1577/1997, S. 296) Die einfachen Indios leben ein gänzlich anderes Leben als die staatstragende Klasse der Inka (zur Mehrfachbedeutung des Begriffs Inka siehe Einleitung). Und nur aus dieser einige Tausend Mitglieder umfassenden Klasse rekrutiert sich die hierarchisch feingegliederte Aristokratie in Tahuantinsuyu. Es ist eine privilegierte Oberschicht, die das Land regiert, jedoch ist es keine geschlossene Elite, denn zumindest die Zugehörigkeit zum niedrigeren InkaAdel ist nicht an das Blut gebunden. Wenn sich zum Beispiel die hohen Beamten der eroberten Gebiete als loyal erweisen oder Männer des Volkes sich im Kampf hervortun, werden sie bei den Inka aufgenommen („Inka durch Privileg“ oder „ernannte Inka“). Andererseits wird nicht jeder Sohn eines Inka automatisch in den Adelsstand erhoben. Er hat zwar ein Anrecht darauf, muss sich die Auszeichnung aber erst durch Lernerfolge und Leistungen verdienen.

Das Bildungssystem der Inka

Die Chance darauf eröffnet das Bildungssystem. Freilich steht es nur einem kleinen Teil der Jugend offen, denn nach der Überzeugung des Inka Tupac Yupanqui war die Wissenschaft nicht für das Volk bestimmt, sondern nur für die Nachkommen königlichen Geblüts. Seine Begründung: Personen niedrigen Standes würden durch Bildung nur anmaßend gemacht; außerdem sollten sie sich nicht in Regierungsgeschäfte mischen, denn dies würde dem Ansehen der hohen Ämter schaden. (Vgl. Prescott, W. H., 1848, S. 89)

Häusliche Erziehung und Grundbildung

In den Genuss dessen, was wir heutzutage unter formaler Schulbildung verstehen, das heißt die Vermittlung theoretischen Wissens an Schüler bestimmter Jahrgangsklassen durch fachkundige Lehrer, kommen bei den Inka weder Mädchen noch die Angehörigen der einfachen Schichten. Sie werden zu Hause von den Eltern geschlechtsrollenspezifisch erzogen und von klein auf, etwa ab dem Alter von fünf Jahren, anfangs spielerisch mit den notwendigen Arbeiten im Haus, auf dem Feld und im Dorf vertraut gemacht. In größeren Kommunen unterweisen zudem die Hersteller der Quipus (Quipucamayocs) anhand der in Knotenschnüren gespeicherten Informationen (siehe Kapitel 2 ) Kinder und Erwachsene in Religion und Geschichte des Landes. Belegt ist das unter anderen durch den Chronisten Pedro Cieza de Leon, der zwischen 1548 und 1550 das Reich der Inka bereist und der Nachwelt reichhaltige Aufzeichnungen hinterließ: „Die Quipucamayocs waren darin ausgebildet, den Kindern und den Erwachsenen in den Provinzen von der Vergangenheit und den Erfolgen der Inka zu erzählen. Mit Hilfe dieser Quipus können sie heute noch lesen, was 500 Jahre zuvor geschehen ist, so, als wären seither gerade 50 Jahre vergangen.“ (Cieza de Leon, P., 1550/2011, S. 39. Übersetzung vom Autor.)

Wie die Inka die Sprache des Volks vereinheitlichen

Den Quipucamayocs obliegt auch die Verbreitung des Quechua-Idioms, das im 13. oder 14. Jahrhundert verbindlich als Nationalsprache vorgeschrieben wird. Bis dahin werden die in den Provinzen gesprochenen Heimatsprachen und -dialekte toleriert. Auf Anweisung des Inka jedoch darf ab einem bestimmten Zeitpunkt keine andere Sprache gesprochen werden. Die Methode, mit deren Hilfe die Bevölkerung „umgeschult“ wird, ist ebenso einfach wie genial, umgangssprachlich könnte man sie als „Friss oder stirb“ bezeichnen: „Anlässlich der offiziellen Besuche von Richtern und Quipucamayocs



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