Inferno by Lee Edward

Inferno by Lee Edward

Autor:Lee, Edward [Lee, Edward]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-09T16:00:00+00:00


KAPITEL NEUN

I

Ein Albtraum riss Bill Heydon aus dem Schlummer. Was war das?

Plötzlich lag er mit weit offenen Augen in dem hohen, mit Volants geschmückten Bett. Etwas hatte ihn erschreckt, doch er konnte sich an keinen Traum erinnern. Häufig klangen Bilder seiner Träume in ihm nach – wenn es dunkel war, spätnachts -, doch dies war kein Nach-Bild.

Da wurde ihm plötzlich klar, was es war.

Irgendwie unheimlich!, dachte er. Er setzte sich abrupt im Bett auf und schaltete die kleine Lampe mit dem Tulpenschirm auf dem Nachttischchen an.

Nein, das war kein Nach-Bild, das war eine Nach-Berührung.

Er sprang aus dem Bett; die Nachttischlampe reichte nicht aus. Er machte auch die Deckenbeleuchtung an.

Jetzt strahlte der Raum hell.

Und natürlich war niemand außer ihm hier.

Du wirst langsam senil, schalt er sich.

Trotzdem war diese Empfindung gespenstisch. Es fühlte sich an, als hätte ihn jemand berührt, ihn geschüttelt, während er schlief.

»Ich muss geträumt haben, dass mich jemand angefasst hat«, murmelte er. Der ganze Raum schien ihn anzusehen, während seine Furcht langsam nachließ. »Und dann hab ich den Traum vergessen.«

Nun war das helle Licht zu hell und bereitete ihm Kopfschmerzen; er machte es aus und ging im bedeutend schwächeren Licht der Nachttischlampe zu der breiten Mahagonikommode in der Ecke. Er öffnete eine Schublade und wühlte ein Päckchen Zigaretten hinter den Socken hervor. Die antike Wanduhr tickte gleichmäßig. Er war selbst noch etwas unruhig wegen der Traum-Berührung oder was auch immer das gewesen sein mochte. Es kam ihm schon sehr spät vor, doch ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es erst wenige Minuten nach Mitternacht war. Er blickte auf die halb leere Zigarettenschachtel und dachte sich, Zur Hölle, wenn schon, dann richtig.

Schon schlurfte er in Unterwäsche aus seinem Schlafzimmer. Die Kopfschmerzen pochten; das Licht ließ er aus, lieber ging er durch die Dunkelheit der Eingangshalle in die Speisekammer hinter der Küche. Das Mondlicht, das durch die rückwärtigen Bogenfenster schien, sorgte für eben genug Helligkeit, um sich zurechtzufinden, doch schließlich ertastete seine Hand die Flasche Glenlivet, die er hinter einigen Mehltüten gebunkert hatte. In Anbetracht von Cassies früherem Alkoholproblem wollte er sie nicht in Versuchung führen. Gott sei Dank hatte sie sich sehr bemüht, all das hinter sich zu lassen. Soweit Bill wusste, hatte seine Tochter seit Lissas Tod keinen Tropfen mehr angerührt.

Er nahm die Flasche mit in die Küche, wo das Mondlicht heller schien, und holte vorsichtig ein Glas aus dem Schrank, dann goss er sich zwei großzügige Fingerbreit ein. Der erste Schluck rann wie Gold durch seine Kehle. Oooo ja. Dann vollendete er das Ritual, indem er sich eine Zigarette anzündete. Mmmmhm, ist das wundervoll. Das hatte er sich doch wohl verdient. Er war ein Mann im Ruhestand, der sein ganzes Leben hart gearbeitet hatte und sich nun ein Glas Whiskey und eine Zigarette gönnte.

Um Mitternacht.

Im Dunklen.

In Unterwäsche.

Na ja...

Ach, zur Hölle, dachte er wieder.

Er leerte sein Glas und goss sich noch eines ein. Diesmal nur anderthalb Fingerbreit. Was denn, er hatte schon etliche Male in den Gesundheitssendungen gehört, dass ein paar Schlückchen Alkohol am Tag gut taten, den Cholesterinspiegel senkten und so weiter.



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