In dolore veritas: Historischer SM-Roman im antiken Rom (German Edition) by Sophia Darkwood

Autor:Sophia Darkwood [Darkwood, Sophia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2016-12-20T23:00:00+00:00

07. September 60 n.Chr.

Mit offenem Mund war Julia den Circus Maximus zunächst entlang und dann die Marmorstufen hinauf gegangen. Wie groß mochte das gigantische Bauwerk sein? Eine Halbe mille passus in der Länge vielleicht? Gern hätte sie während ihres Wegs öfters angehalten, um dieses unübersehbarer Zeichen von Roms Macht und Einzigartigkeit länger zu bestaunen, doch sie musste ihr Tempo an das von Titus Valerius und seines Schattens Tiro anpassen, denen sie gehorsam auf dem Fuß folgte.

Ihr Weg hatte sie vom Aventin, wo der Circus Maximus begann, am ganzen Bauwerk entlang, bis in den Palatin geführt. Sogar ein Tempel des Sonnengottes Sol war Bestandteil der Circusmauern, wie Julia verblüfft festgestellt hatte.

Im Circus fanden die beliebten Wagenrennen, aber auch Gladiatorenkämpfe, Tierhatzen, athletische Wettkämpfe und öffentliche Hinrichtungen statt.

Ihr Weg hatte sie nicht zufällig hierhin geführt. Vom vierten bis zum neunzehnten September fanden zu Ehren Jupiters die Ludi Romani statt. Jeder Römer, der dazu imstande war, wollte in dieser Zeit einen der angeblich 200.000 Plätze im Circus Maximus belegen.

Als Sklavin hätte Julia keinen Zutritt zum Circus gehabt, doch Titus besaß eine eigene kleine Loge im Zirkus und heute traten auch einige seiner Gladiatoren auf. Mit diesem Status konnte er sich eine Sklavin zur Sicherstellung seines Wohlergehens während des Festtages in der Arena erlauben.

So schritt Julia die Marmorstufen hinter den beiden Männern mit einem Luftfächer und einem gut gefüllten Korb hinterher.

In Titus kleiner Loge angekommen verschlug es Julia beim Anblick des Circus die Sprache. Noch nie im Leben hatte sie solche Menschenmassen auf einem Haufen gesehen. Allein der dauerhafte Geräuschpegel erzeugte ein ungewohntes Rauschen in ihrem Kopf. Mit offenem Mund starrte sie ins Rund und kam sich klein und unbedeutend vor. Vor lauter Staunen vergaß sie sogar den vom Wein und Wasser schweren Korb abzustellen, der ihre Arme auf dem Weg hatte lang werden lassen.

>>Wäre die Dame dann soweit, oder möchte sie noch ein wenig Maulaffen feil halten?<<, riss Titus sie aus ihren Gedanken.

Hastig stellte Julia den Korb ab und breitete eine Decke auf die Sitzplätze der beiden Männer. Dann schenkte sie beiden verdünnten Wein ein und kniete sich zu Füßen des sitzenden Titus, nachdem er ihren Fächerversuch unwirsch abgewiesen hatte. Die Augustsonne war zwar sehr heiß diese Tage, aber um diese Uhrzeit war es noch angenehm. Außerdem wurde der Circus von riesigen Segeltuchbahnen beschattet.

Während ein Sprecher lautstark versuchte das anstehende Programm auszurufen, versuchte Julia den Gesprächen von Titus und Tiro über die bevorstehenden Kämpfe zu lauschen, um ja keine Anweisung des dominus zu verpassen.

Dann öffneten sich unter Fanfarenstößen die Seitentüren der Arena. Heraus traten etwa zehn merkwürdig geschmückte Männer und Frauen.

Julia erkannte erst beim zweiten Hinsehen, dass sie Tiere darstellen sollten. Die meisten waren vollständig nackt, jedoch mit Farbe, Federn, Haaren und sonstigem Tand bedeckt.

Julia erkannte ein schwarz-weiß gestreiftes Zebra, eine Frau mit langen, buschigen Federn, die wohl einen Strauß darstellen sollte und einen dürren Mann mit aufgesetzten Ziegenhörnern, dem weiße Haare aufgeklebt waren.

War es eine Schauspielertruppe? Doch dafür bewegten sich die Menschen zu unsicher, ja beinahe verängstigt über den staubigen Sand der Arena.

Während sie versuchte Näheres zu erkennen, hörte sie Titus Stimme nahe bei ihrem Ohr.

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