In diesem Sommer by Olmi Veronique

Autor:Olmi, Veronique [Olmi, Veronique]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783888978579
veröffentlicht: 2014-05-27T16:00:00+00:00

DENIS FÜHLTE SICH LEICHT. Immer noch aufgeputscht vom Projekt eines neuen Lebens, eines Lebens ohne Delphine, in dem er aber geliebt werden würde. Wie hatte er die Situation nur so entgleiten lassen, warum hatte er so wenig Eigenliebe aufgebracht? Er schwitzte auf dem Tennisplatz, geriet schneller außer Atem als im letzten Jahr, aber trotzdem fühlte er sich selbstsicherer; er lachte, wenn er einen Punkt machte, klatschte Nicolas ab wie zu Zeiten ihrer Basketballspiele im Lycée Chaptal, und Nicolas staunte, ihn wieder so zu erleben, dachte, seine Anwesenheit sei der Grund der Freude, sie waren ein Team, sie beide, ein Duo seit mehr als dreißig Jahren, wer konnte da mithalten? Und Denis’ Erleichterung war ansteckend, Nicolas spürte das Vertrauen zurückkehren, die Angst war verschwunden, wie sie gekommen war, und er hatte den Film seiner Begegnung mit Dimitri neu interpretiert: Natürlich hatte der Junge die Hände in den Taschen und die Schultern gebeugt, aber es war auch verdammt kalt gewesen am Morgen, und seine Schüchternheit erklärte seine Ungeschicklichkeit: »Ich glaube, wir kennen uns!« Die jungen Leute haben heutzutage solche Mühe, sich ordentlich auszudrücken, es ist wirklich zum Heulen.

»He, Nicolas, was machst du denn? Der Ball war voll im Aus, und du nimmst ihn an!«

»Ich war zerstreut, entschuldige, ich war woanders.«

»Ihr seid beide zerstreut«, sagte Hervé, »das Mentale stimmt nicht!«

»Sie spielen gegen die Sonne«, sagte Samuel, »sie sind im Nachteil.«

Nicolas und Denis waren im Begriff, den ersten Satz zu verlieren, und Samuel war es fast peinlich, wie leicht er gegen sie spielen konnte. Denis hatte nicht den Siegeswillen, den er ihm zugetraut hatte, oder es motivierte ihn nicht, gegen ihn zu spielen. Nicolas und er waren mit wenig zufrieden und gratulierten sich zu leicht verdienten Punkten; sie glichen zwei Träumern in einem Schulhof, die mit den Händen in den Taschen glücklich und völlig gleichgültig ihre Wetten abgaben.

Zwischen zwei Spielen holten Denis und Nicolas ihre Wasserflaschen, die sie bei den Hüllen und den Handtüchern liegen gelassen hatten. Nicolas war warm, sein Bein tat weh, das Spiel überforderte ihn, er hatte Lust, zu verlieren und zu Marie zu gehen.

»Wir verlieren«, sagte er. »Wir sagen, dass wir sie haben gewinnen lassen. Aus Höflichkeit. Okay?«

Denis wollte gerade antworten: Das wird mir Delphine niemals abnehmen, aber dann fiel ihm ein, dass er Delphine sicher nicht den Endstand mitteilen würde, dass er von nun an alle Reflexe ändern musste, auch seine Bezugspunkte; er kam sich vor wie in einem Badezimmer, aus dem man die Spiegel entfernt hatte: Wohin sollte er sich wenden, um sich zu sehen? Er hatte so lange im Blick seiner Frau gelebt, wie sollte er es anstellen, ganz vor ihren Augen zu verschwinden? Und wie vor allem sich an dieses Leben ohne vis-à-vis gewöhnen? An dieses Leben, in dem er nur noch sein eigenes Abbild sein würde?

»Diesmal habt ihr die Sonne im Rücken!«, verkündete Hervé, als sei diese Großzügigkeit ihm zu verdanken.

Und er zwinkerte Samuel verschwörerisch zu, während er den Schläger in den Händen drehte, er war begeistert von der Aussicht, dieses Match zu gewinnen, und

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